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Hochhaus-Preis: Öko in der Megacity

Der Hochhaus-Preis: eine Ausstellung in Frankfurt.

Der Höchste wurde doch nicht der Erste. Zu offensichtlich schielt der Burj Khalifa in Dubai mit seinen 828 Metern nach dem Rekord. Dafür erhielt das Gebäude, quasi als Trostpreis, eine besondere Anerkennung für technische Innovationen bei Baukonstruktion und Aufzugtechnik. Auch mit dem Superlativ des Schönsten kann der am Wochenende in Frankfurt am Main ausgezeichnete Gewinner des 4. Internationalen Hochhaus-Preises vorerst nicht aufwarten. Denn das Wohnhochhaus „The Met“ in Bangkok ist noch von einer prägnanten Rasterstruktur bestimmt, die freilich bald vom Grün überwuchert sein wird, das an den Verschattungszonen der Fassade sprießt. Die poröse Baustruktur mit Windkanälen sorgt für frische Luft; eine Klimaanlage ist auch deshalb nicht nötig, weil alle Fenster in den 370 Appartements geöffnet werden können.

Ein Öko-Hochhaus also – sofern die Bezeichnung bei Wolkenkratzern überhaupt angebracht ist. Wie sich dieses 230 Meter in die Höhe strebende Projekt seit der Eröffnung im Dezember 2009 bis heute gewandelt hat, ist jetzt in einer Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt zu sehen, das renovierungsbedingt derzeit im Museum für Angewandte Kunst einquartiert ist. Präsentiert werden neben dem Preisträger 26 weitere Projekte aus 16 Ländern, die unter 800 Bauten ausgewählt wurden.

Der mit 50 000 Euro preisgekrönte schlanke Komplex aus sechs miteinander verbundenen Türmen berücksichtigt das tropische Klima in Thailand mit Wärme und hoher Luftfeuchtigkeit. Als universelles Klimamodell taugt der Bau aber nicht, geht es doch hierzulande darum, im Winter die Wärme im Haus und im Sommer draußen zu lassen. Das Architekturbüro Woha (Wong Mun Summ aus Singapur und Richard Hassell aus Australien), entwarf kein abgedichtetes Haus nach dem Thermoskannen-Prinzip, sondern einen „atmenden Bau“. Und sie vereinen Wohnen und Arbeiten unter einem Dach, ist es in der Millionenstadt Bangkok doch einfacher, mitten in der Stadt zu leben und nur kurze Wege zur Arbeit zu haben.

Ein Trend: Allein vier der fünf Finalisten bieten eine Mischnutzung aus Wohnungen, Büros und Einzelhandel, drei beherbergen zudem Hotels. Wong Mun Summ betont dabei, dass die Erkenntnisse aus den teuren Bauten bald auch im sozialen Wohnungsbau genutzt würden: „The Met“ ist zwar nicht der schönste Wolkenkratzer der Welt, aber er wirtschaftet am besten mit natürlichen Ressourcen. Bravourös hat er die wichtigste Aufgabe beim Hochhausbau gemeistert, die der Juryvorsitzende Spencer de Grey so beschreibt: „Wie bringt man frische Luft und Natur in Gebäude, insbesondere in den extrem dichten Megastädten?“

Nach den bisherigen Preisträgern in Den Haag, Barcelona und New York ist nun Asien dran, das mit zehn Bauten vertreten ist. Europa bringt es zwar auch auf zehn Projekte – darunter eins in München, zwei in Frankfurt –, aber keines gelangte in die Finalrunde. Ohnehin gelten Wohnhochhäuser in Deutschland als unrentabel, da ist kein großer Wurf zu erwarten. Der Ausstellungsbesuch lohnt sich trotzdem: wegen des Aqua Towers in Chicago mit seinen skulptural geformten Balkons. Wegen des Mode Gakuen Cocoon Towers in Tokio, eine Rakete mit schützendem Stahlnetz. Und wegen des Shanghai World Financial Center, das mit seiner trapezförmigen Öffnung an der Spitze einem überdimensionalen Flaschenöffner ähnlich sieht. Christian Huther

Deutsches Architekturmuseum zu Gast im Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt/Main, Schaumainkai 17. Bis 16. Januar. Der Katalog kostet 25 Euro.

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