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Kultur: Hochmut kommt vor dem Kassieren

Der Dokumentarfilm „Die Hochstapler“

Ein bisschen wirken sie wie von Thomas Mann oder Steven Spielberg erfunden, ein bisschen haben wie was von Horst Buchholz oder Leonardo DiCaprio. Nur sind „Die Hochstapler “ in Alexander Adolphs gleichnamigem Dokumentarfilm weniger glamourös. Zwischen 35 und 55 Jahre alt, sitzen sie allesamt im Gefängnis – und erzählen, wie es ihnen gelang, vertrauensselige Opfer um sehr viel Geld zu erleichtern. Alle vier porträtierten Männer sehen unauffällig aus, entwickeln aber in den Interviews beträchtlichen Charme, sofort ist vorstellbar, wie sie bis zur Festnahme agiert haben.

Wie und warum wird man zum Betrüger? Einer ist ein geborener Schauspieler, der mit seiner Rolle verschmilzt und dadurch überzeugt. Der Zweite sucht Freunde. Der Dritte ist machthungrig. Der Vierte schließlich lacht über seine Opfer: Er erzählt, wie er als falscher Investor in Millionärskreisen verkehrte, das ihm angebotene Geld immer wieder ablehnte und sich damit erst recht interessant machte. Alle vier Männer lächeln oft, wenn sie über ihre Erlebnisse sprechen, und ihr Hochmut ist vielleicht eine noch ausgeprägtere Gemeinsamkeit als die jeweils schwachen Eltern. Und sie alle, man möchte drauf wetten, würden lieber heute als morgen wieder loslegen mit ihren Betrügereien.

Solche Einsichten sind allerdings selten in der fantasielos inszenierten Dokumentation: talking heads in starren Einstellungen, die mit amateurhaft wirkendem Archivmaterial montiert sind. Wobei es sich der Regisseur betont einfach macht, bis hin zum stereotypen Fragenkatalog. Es sind die Antworten, die für Spannung sorgen.

in fünf Berliner Kinos, heute im Kant-Kino nach der 20-Uhr-Vorstellung Gesprächsrunde mit Anwälten und Psychologen

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