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Kultur: Hölle auf Erden

Martenstein folgt dem Propheten Mohammed auf der Berlinale

Die Berlinale ist ein politisches Festival. Das aktuell-politische TopThema Nummer eins heißt ohne Zweifel Mohammed. Deswegen habe ich mich über die filmpolitischen Positionen des Islams informiert. In den Hadithen, den gedanklichen Überlieferungen des Propheten, heißt es: „Jeder Bilderhersteller kommt in die Hölle. Es wird ihm für jedes Lebewesen seiner Schöpfung eine Seele gegeben, dann wird diese darin schmoren.“

Wenn ich das theologische Zitat richtig interpretiere, kommen alle BerlinaleRegisseure in die Hölle. Nicht in die Hölle kommt ausgerechnet Dieter Kosslick, der Chef, denn er ist, streng theologisch gesehen, kein Bilderhersteller, eher ein Bilderherzeiger. Wohl aber wird man in der Hölle fest mit dem Auftauchen von Kosslicks Vorgänger Moritz de Hadeln rechnen müssen, de Hadeln hat in jungen Jahren einige Filme verantwortet. Außerdem verstehe ich die Position des Propheten so, dass jeder Regisseur für jede Figur, die in einem seiner Filme jemals aufgetreten ist, eine zusätzliche Seele bekommt, diese Seele wird dann von den Teufeln geschmort. Besonders unangenehm wird es folglich in der Hölle für Regisseure wie Edgar Reitz und Winfried Junge, diese haben ganze Filmzyklen mit hunderten von Figuren verfertigt, während ein Regisseur wie Oliver Hirschbiegel es in der Hölle relativ behaglich haben wird, denn in dessen neuestem Film tritt fast nur eine einzige Person auf, gespielt von Ben Becker. Wenn Hirschbiegel stirbt, wird seine Seele, falls die islamische Sichtweise des Universums richtig ist, gemeinsam mit dem sympathischen Volksschauspieler geschmort. Vielleicht spielt Ben Becker dabei sogar Trompete.

Interessanterweise gibt es eine Laisser-Faire-Haltung des Islams, den Naturfilm betreffend. In den Hadithen heißt es: „Wenn Du dies“ – das Bilderherstellen – „aber unbedingt tun musst, dann stelle Pflanzen und leblose Gegenstände dar.“ Ein friedlicher Kompromiss zwischen den Kulturen könnte so aussehen, dass man sich darauf einigt, Schauspieler als Pflanzen oder Gegenstände anzusehen. Viele Regisseure behandeln ihre Schauspieler ohnehin so. Und hat Matt Damon denn nicht wirklich etwas von einer reifen Ananas, erinnert Moritz Bleibtreu nicht tatsächlich an einen Haselnussstrauch? Ich erwähne dies lediglich, um einem Zusammenprall der Kulturen vorzubeugen.

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