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Kultur: Hol die Kiesel aus der Spree

ARCHITEKTUR

Fritz Bornemanns Bauten gehören zu Berlin wie die Kiesel auf dem Grund der Spree. Und denen hat der Architekt einen Ehrenplatz gegeben: an der Betonfassade der Deutschen Oper an der Bismarckstraße. Von wegen, die Moderne habe keinen regionalen Rückbezug! Gerührt verfolgte der 91-jährige Bornemann die Eröffnung einer Ausstellung in der Architekturfakultät der TU (bis 14. Juni), die seinem Lebenswerk gewidmet ist. Nach Ulrich Müther und Bernhard Hermkes wird (in Zusammenarbeit mit dem Schinkelzentrum der TU) ein weiterer wichtiger Vertreter jener deutschen Nachkriegsmoderne gewürdigt, mit deren Werk sich Wissenschaft und jüngere Architekten derzeit intensiv auseinandersetzen.

Leicht gemacht hat es Bornemann dem Ausstellungsteam um die Architektin Susanne Schindler nicht: Den Großteil seiner Unterlagen und Pläne hat er vor Jahren entsorgt. Die mühsame Recherche förderte dennoch einiges zu Tage. Neben Bekanntem wie der Deutschen Oper, der Freien Volksbühne oder der Bonner Universitätsbibliothek sind es vor allem seine - zumeist temporären - Ausstellungsinszenierungen. Das offene Fernsehstudio im Sinne des Total-Theaters von Erwin Piscator, das Bornemann 1967 auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin für die Einführung des Farbfernsehens entworfen hat. Legendär seine Kuppel auf der Weltausstellung in Osaka 1970, die Stockhausen akustisch bespielte. Und eine letzte Ahnung jener „Inszenierten Moderne“ – so der Titel eines Bornemann-Buches (Jovis Verlag, 176 Seiten, 22 Euro) – die in seiner Ausstellungsarchitektur durchschimmert, lässt sich noch heute in den Dahlemer Museen erleben.

Jürgen Tietz

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