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Kultur: "Hollow Man": Ein Herr verschwindet

Im Englischen gibt es die schöne Wendung: "All dressed up and no place to go". Kürzer lässt sich der Gehalt von Paul Verhoevens neuem Film nur mit seinem eigenen Titel zusammenfassen: "Hollow Man".

Von Susanna Nieder

Im Englischen gibt es die schöne Wendung: "All dressed up and no place to go". Kürzer lässt sich der Gehalt von Paul Verhoevens neuem Film nur mit seinem eigenen Titel zusammenfassen: "Hollow Man". Für eine Story, an der Special Effects aufgehängt sind wie an einer Wäscheleine, ist das Adjektiv "hohl" goldrichtig.

Sebastian Caine (Kevin Bacon in seiner Dauer-Rolle als Bösewicht) leitet im Auftrag des Pentagon Versuche, in denen Tiere unsichtbar und wieder sichtbar gemacht werden. Hinter dem Rücken seiner Bosse bringt er das Team unter der Leitung von Linda McKay (Elisabeth Shue) dazu, ihn selbst unsichtbar zu machen. Die erste Phase gelingt, aber bei der Rückführung in die Sichtbarkeit geht etwas schief. Eigentlich würde sich jetzt die Frage nach dem moralischen Dilemma eines Menschen stellen, dem plötzlich keiner mehr etwas nachweisen kann, weil niemand ihn sieht. Doch da Caine von vorneherein als größenwahnsinniges Charakterschwein angelegt ist, kann sich das geneigte Publikum selbst ausrechnen, wie er seine neue Situation ausnutzen wird.

Binnen weniger Wendungen richtet er sich in seinem neuen Freiraum häuslich ein und macht sich über alles her, was ihm nicht in den Kram passt. Anstatt eine Geschichte zu erzählen, konzentriert sich das letzte Drittel von "Hollow Man" ganz auf die Auslotung der Möglichkeiten, wie sich Menschen gegenseitig abmurksen können (und wie erstaunlich zäh sie doch sind in solchen Filmen!). Da wird Blut konservenweise ausgekippt; man erschlägt, verbrüht, erfriert, verbrennt einander und hängt schließlich halb verkohlt im Aufzugsschacht, wobei Elisabeth Shue selbst während des dicken Endes noch bemerkenswert fit und wohlgelaunt wirkt. Am Schluss ist der Zuschauer hauptsächlich mit der Frage beschäftigt, wieviele Knochen noch zersplittern müssen, bis er endlich heimgehen darf.

Wie Caines Körper sich schemenhaft im Wasser abzeichnet oder von einer wärmeempfindlichen Kamera abgelichtet wird, wie ein Lebewesen Schicht um Schicht vor dem Auge auftaucht oder verschwindet - das sieht nicht schlecht aus. Aber die schönsten technischen Errungenschaften sind nur so interessant wie die Geschichte, der sie dienen. Caine ist ein Schurke ohne jede Zweideutigkeit, Linda munter und nett, ihr Liebhaber Matthew (Josh Brolin) ein bisschen langsam, aber auch lieb - keine Entwicklung, nirgends. Ein Film wie eine Teststrecke für die neuesten digitalen Effekte.

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