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Kultur: Horn sucht Halali

KLASSIK

Dissonanzen kommen wieder in Mode. Glücklicherweise ist das anlässlich des Jubiläumskonzerts von Spectrum Concerts , jenem Ensemble, das seit nun 15 Jahren deutschamerikanische Musikfreundschaft manifest macht, nicht politisch gemeint. In Laura Schwendingers im Kammermusiksaal der Philharmonie uraufgeführter „Celestial City“, einem den Opfern des 11. September gewidmeten Werk, wird jedenfalls deutlich, dass Dissonanzen gefragt sind, wenn Unbehagen und die Klage um Geschehenes zum Ausdruck kommen sollen. Und vor der fast trostlosen Grundierung des Stücks wirken sie besonders impressiv.

Kein Wunder, dass nach einem solchen Stück Johannes Brahms’ Horntrio – eigentlich ein von erwärmendem Es-Dur-Wohlklang durchdrungenes Werk – nicht so einfach „auf Genuss“ gespielt werden kann. Verhalten klingt der Beginn des Trios, bedrückt der Mittelteil des Scherzos, düster der klagende dritte Satz, und auch im con brio des vierten will das Horn nicht allzu plakativ zum Halali blasen. Plakativ wird es dann nach der Pause, als Ernst von Dohnanyis Sextett op. 347 auf dem Programm steht – ein Stück, das alle Register der Collage, der überzeichneten Kontraste und der üppigen Diktion zieht, ohne dabei jedoch, wie es für ähnliche Werke etwa von Dmitrij Schostakowitsch charakteristisch ist, ironisch zu werden. Dennoch für das Ensemble Gelegenheit genug, der Muisizierfreude freien Lauf zu lassen. Und der Applaus gilt wohl auch der Tatsache, dass ein Werk, dessen Schluss mit stilistischen Elementen sowohl von Wagner als auch von Gershwin durchsetzt ist, nicht das schlechteste Statement auch gegen politische Dissonanzen ist. Christian Kässer

Christian Kässer

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