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Zum Jubiläum hat sich das RSB ein neues Logo gegönnt.

© RSB

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin: Hundert Jahre und kein bisschen leise

2023 steht ein rundes Jubiläum an für das RSB. Mit klugen Programmen und einer neuen Optik bereitet sich das Orchester darauf vor.

Wer sich schon immer gefragt hat, was der Berliner Bär eigentlich so treibt, wenn er nicht gerade im Februar als Maskottchen der Berlinale-Filmfestspiele gebraucht wird, findet jetzt endlich eine Antwort: Er arbeitet als Cellist beim Rundfunk-Sinfonieorchester! Auf dem Cover der Programmvorschau für die RSB-Saison 2022/23 streicht er, mit Frack und Fliege angetan, die Kniegeige, auf der Rückseite trägt er sein Cello im Instrumentenkasten auf dem Rücken, gut gelaunt nach getaner Arbeit.

Der spanische Designer Alvaro Pardo hat das Wesen und Wirken des traditionsreichen Orchesters in Piktogramme übersetzt: Es gibt minimalistische Zeichnungen für die Aufführungsorte sowie für alle Instrumentengruppen – und auch Chefdirigent Vladimir Jurowski wurde zum Strich-Maestro, mit stilisierter Künstlermähne.

Lustig und elegant zugleich wirkt die neue Optik, die sich das RSB in Vorbereitung auf sein 100-jähriges Gründungsjubiläum spendiert hat. Künstlerisch ist das Ensemble für den runden Geburtstag bestens aufgestellt – nur dürften eben gerne noch ein paar Klassikfans mehr mitbekommen, auf welchem Niveau hier Musik gemacht wird.

Jurowski dirigiert viel Russisches

Für seine Ernsthaftigkeit war das RSB schon immer bekannt, in der Ära von Altmeister Marek Janowski kam eine beeindruckende Präzision hinzu, der aktuelle, eine Generation jüngere Chefdirigent Vladimir Jurowski inspiriert seit 2017 Musiker:innen wie Publikum mit seinen intellektuell herausfordernden Programmen. Viel Russisches hat er in der kommenden Saison vor, aber nicht die altbekannten Hits, sondern Rimski-Korsakows Oper „Die Nacht vor Weihnachten“, Schostakowitschs 4. Sinfonie, Werke von Jelena Firssova, Prokofjew und Strawinsky. Und das Silvesterkonzert teilt er sich mit der ukrainischen Dirigentin Natalia Ponomarczuk: Er beginnt mit Beethovens Neunter, die sie dann ab dem dritten Satz übernimmt.

Acht Debüts stehen an 2022/23

Zur schwelenden Diskussion über einen Boykott russischer Musik hat der 1972 in Moskau geborene Dirigent, der seit seinem 18. Lebensjahr in Berlin lebt, eine klare Haltung: Nämlich, dass man verstorbene Komponisten nicht für das verantwortlich machen kann, was heutige Herrscher des Landes tun. Seine kulturelle Heimat lässt sich Jurowski nicht nehmen: „Nicht uns, Putin müsste man verbieten, Russisch zu sprechen.“

Nach vorne blicken will das RSB mit Neunundneunzig, kreativ und neugierig: Acht Taktstock-Debüts wird es geben, neben der ersten Gastdirigentin Karina Canellakis kommt auch ihre Kollegin Ruth Reinhardt. Fortbildungsseminare in Sachen Alte Musik sollen die Programme mit Ton Koopman, Philippe Herreweghe und Bernard Labadie werden, neu sind moderierte Proben sowie Kammerkonzerte im Studio 14 des RBB, der Dachlounge vom Fernsehzentrum an der Masurenallee. Fortgesetzt wird die Reihe „Mensch, Musik“, bei der es um aktuelle gesellschaftliche Diskussionen geht, sowie das „Konzert für alle“, das in einem Modellprojekt Klassik für Gehörlose erlebbar machen will. Insgesamt sind 82 Auftritte in Berlin geplant sowie zehn auf Tourneen.

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