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Kultur: Ich bin drei Kirschkuchen

Auf ihrer neuen CD „Rebirth“ spielt Jennifer Lopez mit ihrem Image

Jennifer Lopez, die gern als „Latina-Queen“ bezeichnet wird, hat ein neues Album veröffentlicht. Nach dem Debüt „On the 6“, das 1999 erschien, ist „Rebirth“ (Sony) bereits ihr viertes Werk. Bis Dienstagmittag musste man „Rebirth“ nicht einmal kaufen, sondern konnte die CD völlig legal bei dem Musiksender MTV im Internet anhören. Warum J.Lo das zulässt? Vorsichtigen Schätzungen zufolge hat sie bereits 25 Millionen Tonträger sowie unzählige Parfümflacons und körperbetonte Jogginghosen mit extra tief sitzendem Bund verkauft. Viel kann ihr nicht mehr passieren. Jedenfalls finanziell nicht.

Nach ihrer genialen Image-Kampagne, die die steinreiche Dame aus der New Yorker Bronx unter dem Slogan „I’m Still Jenny From The Block“ vor vier Jahren in eigener Sache führte, wirkt die am Montag herausgekommene Platte eher unspektakulär. Wie in Watte gepackt klingen die meisten Lieder, die Jennifer Lopez’ Herkunft – abgesehen von ein paar Latino-Anklängen – komplett ausblenden. Bei „Hold You Down“ denkt man vor lauter Glöckchengebimmel sogar an ein Weihnachtslied. Nur, dass irgendwann nicht Santa Claus vorbeikommt, sondern der Rapper Fat Joe, auch bekannt als gewiefter Geschäftsmann und guter Bekannter von Busta Rhymes, R. Kelly und M.O.P., auch aus der Bronx. Dieser R&B klingt so pastellfarben, als könne man allein vom Zuhören schon fünf Kilo zunehmen.

„Rebirth“ bleibt trotz Fat Joes Einsatz eine ziemlich wehenfreie Geburt, und neu erfunden hat sich Lopez mit ihrem Werk bestimmt nicht. Obwohl – in dem Videoclip zur Single „Get Right“ schlüpft sie perfekt zurechtgemacht in unterschiedliche Rollen, mal gibt sie die schüchterne Kurzhaarige, mal die Schlampe mit Schmollmund. Jennifer Lopez kann aber nicht nur viele Jennifers spielen, sondern problemlos auch die junge Madonna und die junge Bonnie Bianco – „Cherry Pie“ könnte ohne weiteres ein Titel auf Madonnas „True Blue“ sein, und bei „Can’t Believe (This Is Me)“ würde auf dem Soundtrack zu „Cinderella ’87“ passen.

Anecken will J.Lo um keinen Preis. Dafür, dass ihre Musik überhaupt keinen Stress macht und dass sich niemand groß über sie wundern muss, wird sie von ihrem großen, buntgemischten Publikum geliebt. Und natürlich für ihre glamourösen Männergeschichten – im Augenblick ist sie mit dem Sänger Marc Anthony zusammen, nachdem sie sich von dem Schauspieler Ben Affleck getrennt hatte. „I can be your cherry pie / and you can be my cream on top“, singt sie völlig ironiefrei.

Jennifer Lopez soll Gerüchten zufolge schwanger sein. Vielleicht braucht sie nach all dem Süßkram endlich eine längere Saure-Gurken-Zeit.

Esther Kogelboom

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