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Kultur: „Ich brauche keine Farben, um mich auszudrücken“

Yohji Yamamoto gilt als Purist unter den Modedesignern. Mit Trends konnte er noch nie etwas anfangen

Yohji Yamamoto (62) gilt seit seiner spektakulären Pariser Debütschau 1981 als einer der einflussreichsten Designer unserer Zeit. Mit seinen schwarzen, asymmetrischandrogynen Entwürfen schockierte er die bunte Modewelt der achtziger Jahre nachhaltig. Vor drei Jahren präsentierte er die erste Kollektion seiner Modelinie Y3 für den deutschen Sportartikelhersteller Adidas. Damit wurde er zum Vorreiter einer Entwicklung, die seither rasant an Tempo gewonnen hat. Mittlerweile entwirft auch Stella McCartney für Adidas, Puma bringt 2006 eine von Alexander McQueen gestaltete Schuhkollektion auf den Markt, Jean Charles de Castelbajac entwirft Fantasie-Fußballtrikots für Le Coq Sportif. Mit Y3 erweiterte Yamamoto seine Zielgruppe, denn seine eignen Kollektionen werden vor allem von nicht mehr ganz jungen Damen getragen. Sein Markenzeichen ist ein bequemer schwarzer Anzug. Warum haben Sie Ihre Kollektion jetzt zum ersten Mal in Berlin gezeigt?

Ganz einfach: Deutschland ist ein wichtiger Markt für mich, deshalb habe ich mich entschlossen, nach Berlin zu kommen.

Sie haben mit Heiner Müller, Wim Wenders und Adidas gearbeitet. Haben Sie eine besondere Verbindung zu Deutschland?

Sowohl Japan und als auch Deutschland waren nach dem Zweiten Weltkrieg total zerstört. Die Generation der Kriegskinder muss sehr wütend gewesen sein. Da Japan in Trümmern lag, waren auch unsere Wurzeln zerstört – völlig anders war es in Paris: Wenn ein junger französischer Architekt etwas Neues in Paris bauen wollte, musste er sich an dem Vorhandenen orientieren. Wir hatten nichts – aber dadurch auch vollkommene Freiheit.

Wie wichtig ist das traditionelle Handwerk für Sie?

Für meine Arbeit sind Schnitte, Silhouetten, Bewegung und Formen von großer Bedeutung. Ich brauche keine Farben, um mich auszudrücken.

Sie haben einmal gesagt, dass die Mode den Respekt vor dem Kleidungsstück verloren hat. Wie geben Sie ihr diesen Respekt zurück?

Es ist schon paradox. Die Mode soll sich jedes halbe Jahr verändern und etwas völlig Neues präsentieren, aber meine Philosophie hat damit nichts zu tun. Ich finde, du kannst ein Stück zehn, zwanzig Jahre tragen und musst dich nicht darum kümmern, was als Nächstes kommt.

Mit Ihren Kleidern wollen Sie Frauen Freiheit und Unabhängigkeit geben. Was bedeutet dies für Ihre Entwürfe?

Indem ich etwas Simples anbiete – ein Hemd zum Beispiel. Dann sorge ich dafür, dass es sich von allen anderen unterscheidet. Ein Kleid sollte so fallen, dass es die Individualität der Trägerin betont und nicht umgekehrt.

Das Gespräch führte Grit Thönnissen

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