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Kultur: Ich hau’ dann ab

Das Teenie-Drama „Wahrheit oder Pflicht“

Die achtzehnjährige Annika (Katharina Schüttler) hat die Mathe-Klausur verpatzt, ihre letzte Chance auf eine Versetzung. Nun muss sie nach der 12. Klasse ohne Abitur die Schule verlassen. Aber wie bringt man das den Eltern bei? Der Vater (Jochen Nickel) ist Pilot auf der Strecke Leipzig-Bratislava und kompensiert den Frust über seine stagnierende Karriere mit erhöhtem Leistungsdruck auf die Tochter. Die Mutter (Therese Hämer) kämpft in einer Bürgerinitiative für eine neue Umgehungsstraße. Am besten sagt man diesen Eltern gar nichts.

Es ist nicht schwierig, am Zeugnis vom letzten Jahr das Datum zu manipulieren, nach den Sommerferien geht Annika jeden Morgen mit der Schulmappe aus dem Haus und verbringt den Tag in einem ausrangierten Bus am Rande einer Plattensiedlung. Hier trifft sie Kai (Thomas Feist), der sich unbeholfen um sie bemüht. Annika interessiert sich mehr für ihren Nachhilfelehrer, der statt Analysis lieber das „Kama Sutra“ unterrichtet. Aber es wird immer schwerer, die Scheinschul-Existenz aufrechtzuerhalten.

Pünktlich zur Zeugnissaison kommt mit „Wahrheit oder Pflicht“ ein Film in die Kinos, der sich realitätsnah mit schulischem Versagen auseinander setzt und trotzdem seinem Unterhaltungsanspruch für die jugendliche Zielgruppe gerecht wird. In ihrem Kinodebüt halten sich Jan Martin Scharf und Arne Nolting streng an die Perspektive der Schulabgängerin, was dazu führt, dass die Erwachsenenfiguren etwas schematisch geraten. Jochen Nickel spielt den Vater als cholerischen Pappkameraden, Therese Hämer übt sich ähnlich plump in mütterlicher Ignoranz. Aber – und darauf kommt es an – es macht Spaß, den beiden jugendlichen Hauptfiguren zuzusehen. Katharina Schüttler („Sophiiiie“) balanciert als Gefangene im eigenen Lügengebäude am Rande des Nervenzusammenbruches, Thomas Feist entwickelt spröden Charme als Freund in der Not.

Broadway und Central

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