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Kultur: Ich krieg die Motten!

SOTTO VOCE Jörg Königsdorf blickt auf die kahlen Straßen der Stadt Schwer zu sagen, was in diesen Tagen melancholischer macht: der Blick aus dem Fenster oder der Blick in die Zeitung. Denn während draußen die Miniermotte die Boulevards leer frisst, liest man jeden Tag neue Horrornachrichten darüber, wie an allen öffentlichen Leistungen herumgenagt wird.

SOTTO VOCE

Jörg Königsdorf blickt

auf die kahlen Straßen der Stadt

Schwer zu sagen, was in diesen Tagen melancholischer macht: der Blick aus dem Fenster oder der Blick in die Zeitung. Denn während draußen die Miniermotte die Boulevards leer frisst, liest man jeden Tag neue Horrornachrichten darüber, wie an allen öffentlichen Leistungen herumgenagt wird. Eine gleichnishafte Parallelität, bei der die Mottenrolle im öffentlichen Sektor von den Zinsen gespielt wird, die Berlin zahlen muss. Denn die bekommen in ebenso atemberaubendem Tempo ihre Zinseszinsen wie die Motte ihre Eier legt – und das Schlimmste ist: Man weiß, im nächsten Jahr wird alles noch schlimmer. Das Hoffen auf private Laubsammler ist ebenso vergebens wie das Warten auf Großsponsoren, die der Kulturszene unter die Arme greifen.

Was die KlassikSzene anbelangt, lässt sich dem Gleichnis auch entnehmen, dass die Berliner Symphoniker, an denen gerade heftig herumgenagt wird, keineswegs das letzte Opfer der Zinsmotten sein werden. Im Gegenteil: Sobald der Symphoniker-Baum abgegessen ist, fliegen die Viecher einfach weiter. Und, im Übrigen, sooo reich, dass die Zinsmotten sich hier die Bäuche voll schlagen könnten, ist die Orchesterszene der Stadt nun auch wieder nicht. Der Blick auf den Konzertkalender zeigt in der kommenden Woche zum Beispiel, dass der Löwenanteil der Abende von den beiden großen Abonnementsorchestern bestritten wird: den Philharmonikern und dem Berliner Sinfonie-Orchester . Für die Philharmoniker-Konzerte mit Simon Rattle und Cecilia Bartoli (heute, 27. und 28.9. in der Philharmonie ) sowie mit Wolfgang Sawallisch und Maurizio Pollini (ab 2. 10.) braucht an dieser Stelle wohl nicht extra geworben zu werden. Besser also, man nutzt die reellere Chance, noch eine Karte für eines der Konzerte Michael Gielens mit dem BSO (ebenfalls heute, 27. und 28.9 im Konzerthaus) zu ergattern. Das Programm ist mit Maurice Ravels Klavierkonzert für die linke Hand und Bela Bartóks „Der holzgeschnitzte Prinz“ hochattraktiv.

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