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Kultur: Ich Stöckel, du Schuh

Kann es sein, dass die amerikanischen Autorinnen Karen McCullah Lutz und Kirsten Smith das deutsche TV-Duell zwischen Alice Schwarzer und Verona Feldbusch verfolgt haben? Die Wahrscheinlichkeit ist gering, aber das Drehbuch zu "Natürlich blond" wirkt wie eine Protestreaktion auf dieses ergiebig-unergiebige Medienereignis.

Kann es sein, dass die amerikanischen Autorinnen Karen McCullah Lutz und Kirsten Smith das deutsche TV-Duell zwischen Alice Schwarzer und Verona Feldbusch verfolgt haben? Die Wahrscheinlichkeit ist gering, aber das Drehbuch zu "Natürlich blond" wirkt wie eine Protestreaktion auf dieses ergiebig-unergiebige Medienereignis. Schwarzer und Feldbusch verkörperten ihr eigenes Weiblichkeitsklischee, sie standen für "brain" und "body" - so war ihr Aufeinandertreffen jedenfalls von der "Bild"-Zeitung vermarktet worden -, wobei sich Feldbusch immerhin bemüht hat, von beidem etwas zu zeigen. Doch es blieb der unnötige Eindruck bestehen, dass Frau mit Minirock und Stöckelschuhen nicht ernst genommen wird. Diesem Vorurteil haben nun Lutz und Smith den Kampf angesagt. Ihre Heldin heißt Elle, wie das Modemagazin, und Mode scheint auch Elles einziges Interessengebiet zu sein. Sie ist der Blondinenwitz in Person und fühlt sich wohl dabei.

Dann muss sie erfahren, dass nicht alle Männer auf so etwas stehen. Ihr Verlobter zum Beispiel will Senator werden und schämt sich für sie. Beim Essen erklärt ihr der Möchtegern-JFK unverblümt: "Ich brauche eine Jackie und keine Marilyn." Um ihn zurückzuerobern, geht Elle nach Harvard und studiert Jura. Zunächst wird sie wegen ihrer Aufmachung verspottet. Sogar ihr Laptop trägt einen Angorapulli. Und wenn sie sich um ein Praktikum bewirbt, benutzt sie rosafarbenes, parfümiertes Papier.

Aber das ausgeprägte Modebewusstsein hilft ihr, einen Mordprozess zu gewinnen. Sie entlarvt Zeugenaussagen als unglaubwürdig, weil ein Mann, der sich mit Designerschuhen auskennt, niemals heterosexuell sein kann, oder weil eine Frau nach einer Dauerwelle niemals unter die Dusche steigen würde. Elle kann sich auch gut mit der Angeklagten identifizieren, die für die Tatzeit ein Alibi hat und es nicht nutzt: Sie war beim Fettabsaugen. Statt so etwas zuzugeben, riskiert sie lieber einen Schuldspruch. Reese Witherspoon ist so umwerfend als Elle, dass man den Film auch mit einer weniger erfreulichen Botschaft genießen könnte. Die Nebenfiguren sind gut ausgearbeitet, vor allem die Frauen, deren Freundschaft der unkonventionellen Staranwältin wichtiger ist als die Blicke der Männer.

Obwohl es gar nicht nötig gewesen wäre, geht auch die Regie von Robert Luketic über die Routine hinaus. Statt sich auf die Gags zu verlassen, etabliert er mit großer Sorgfalt die Milieus, durch die sich Elle bei ihrem beruflichen Aufstieg bewegt. "Natürlich blond" ist eine Komödie mit einer Botschaft, und angesichts der mageren Konkurrenz ein echter Volltreffer.

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