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Kultur: Im Ergebnis: kühl

Die Pressekonferenz zu Hans-Christian Schmids „Lichter“

Merkwürdig teigig, diese Pressekonferenz. Immer mal wieder „spannend“ findet ein wenig inspiriert aufgelegter Hans-Christian Schmid dies und das, und er wünscht sich auch solches und jenes, zum Beispiel, dass der „deutsche Film an Vielfalt gewinnt“, oder dass es „mehr Filme geben sollte, die sich mit der Gegenwart auseinandersetzen“ und so weiter; aber solche Satzpartikel schleudert er nicht gerade kämpferisch hervor, sondern sagt sie so daher wie einen hundertmal wiederholten, also entkernten Interviewbaustein.

Darf man behaupten, die matte Stimmung, die sich da vom Podium in die ordentlich besetzten Stuhlreihen überträgt, passt punktgenau zu der Vagheit der Atmosphäre, die die sich vorher von der Leinwand Richtung Publikum bewegt hatte – und auch umgekehrt, in jenem geheimnisvollen Exerzitium namens Filmpremiere? Seltsam unfroh ging das zu, gestern nachmittag, korrekt, aber als Pflichtübung allerseits und tschüss; steckte darin auch die jeweils höflich verborgene Enttäuschung über den mit mancherlei Vorschusslorbeeren bedachten Film – und tschüss?

Zu den Fakten. Hans Christian Schmids „Lichter“ bestand zu Anfang aus zehn Episoden, geschrieben von Schmid und seinem Stamm-Co-Autor Michael Gutmann (geblieben sind sechs); und beide hatten die Geschichten auch erst hintereinander weg verfasst, bewusst ohne Verknüpfungen (im Film sind nun immerhin vier der sechs Figurengruppen miteinander verbunden). Man fing also offenbar recht frei an und fügte sich dann nur widerstrebend ins selbstgebastelte Korsett. „Einen langen Kampf“ um seine eigene Episode habe es gegeben, so lässt sich immerhin August Diehl vernehmen, der im Film schließlich einen Jungarchitekten spielte; „ein paarmal war ich ganz draußen“, und „zwischendurch hatte mich das Ganze überhaupt weniger interessiert“. So tönt das in kurioser Mittellage, durchaus freundlich, aber im Ergebnis: kühl.

Immerhin, ein einziges Mal schwingt sich Schmid zu einem hübschen Bild auf: „wie ein Akkord, der sich langsam aufbaut und wieder abklingt“, so wollte er die Episoden instrumentiert sehen; und dass er „keinen politischen Thesenfilm“ habe machen wollen über die Einwandererströme am Strom namens Oder bei Frankfurt/Oder. Und schon wieder vorbei, die schwache Lust, über den eigenen Film zu reden.

Wie gut, dass es da den polnischen Kameramann Bogumil Godfrejow gab, den Schmid für seinen „ersten oder zweiten Film“ loben konnte. Und auch Produzent Jakob Claussen, alsbald wie die anderen auf dem Podium dringlich um einen etwas bunteren Redebeitrag gebeten, trug Rühmendes über Godfrejow bei: „Noch nie habe ich mit einem Kameramann gearbeitet, der mit so viel Kraft und Freude dabei war“, sagte er. Und schob vorsichtig nach: „War das jetzt bunt genug?“ Na jetzt aber Schluss, bevor es uns zu bunt wird.

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