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Kultur: Im Farbnebel

Bilder von Hanns Kunitzberger in der Galerie König

Stille senkt sich über den Ort. Obwohl man gerade noch auf der Oranienburger Straße war, wo sich Touristen gegenseitig auf die Füße treten. Im Kunsthof, der einen abschirmt wie eine Blase, ist keine Spur mehr davon. Und erst recht nicht in der Galerie König, die Arbeiten von Hanns Kunitzberger zeigt: abstrakte Farbfeldmalerei, die so gar nichts mit der aufgeregten Gegenwart verbindet.

Kunitzberger schaut lieber zurück. Auf die Zeit etwa, die jedes seiner Bilder zur Entstehung braucht. „1. Hälfte 2010, früher“ heißt es in einem Titel, „Anfang 2010“ steht neben einem anderen Hochformat, das sich wie die Leinwände von Mark Rothko in zwei Farbhälften teilt. Oben blau, unten weiß. Ein Minimalmotiv, das den Horizont andeutet und damit auch, woran man bei dem 1955 Geborenen ist: Kunitzberger stellt einen in die Unendlichkeit seiner Farbräume, die er mit unzähligen lasierten Schichten erzeugt.

Als habe der Maler alles Figürliche verbannt, das die Sujets der jüngsten Zeit beherrscht. Als wolle er zeigen, was jenseits aller Moden die große Errungenschaft der Moderne ist: die Autonomie der Farbe, die sich ausdehnen oder zurückziehen, plastische Wirkung erzeugen oder sogar eine verhangene Landschaft suggerieren kann. Je länger man vor den Bildern ausharrt, desto mehr wird sichtbar. Kunitzberger gibt die Arbeit an den Betrachter zurück, der im Farbnebel stochert – um zu sehen, was er kennt: ein Stück Himmel aus den Bildern von William Turner oder jenen wabernden Farbraum, den Olafur Eliasson jüngst in seiner großen Berliner Ausstellung kreiert hat. Dass Kunitzberger ähnliche Effekte mit den bewährten Mitteln der Malerei erzeugt, kann man altmodisch finden. Oder mutig, weil hier jemand seine Ideen unbeirrt weitertreibt (Preise: 8988-26 964 Euro). cmx

Galerie König, Oranienburger Str. 27; bis 23. 10., Di - Sa 14 - 18 Uhr.

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