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Szene aus "Vanishing Days"

© Midday Hill Films / Berlinale

„Vanishing Days“ im Berlinale-Forum: Im Labyrinth der Erinnerung

Teenagerbockigkeit: Der junge chinesische Regisseur Zhu Xin baut sich in seinem Debütfilm „Vanishing Days“ aus Erinnerungsfragmenten eine Welt.

Als die 14-jährige Li Senlin heimlich ihrem Vater folgt, fällt sie mit Rollschuhen in einen Brunnen – und aus dem Filmbild. Die folgenden Wirklichkeitsverschiebungen könnten damit zu tun haben. „Vanishing Days“ spielt im chinesischen Hangzhou am Kaiserkanal. Der Ort urbanisiert rasant, doch wirkt topografisch verwirrt: Gleise, Unterführungen, anonyme Hochhausreihen, aber auch Wälder, Seen, Höhlen. Der junge chinesische Regisseur Zhu Xin baut sich in seinem Debütfilm aus Erinnerungsfragmenten eine Welt.

Senlin schreibt einen Schulaufsatz. Ihre Geschichte über ein Raumschiff, die über den Film verteilt in Untertiteln zu lesen ist, spinnt die Erzählungen ihrer Tante Qiu weiter, die gerade zu Besuch ist. Qius Erinnerungen an ihren verstorbenen Mann nehmen jenseits des Geschriebenen ein Eigenleben an. Auch kommt es zu unverbundenen Vorfällen mysteriöser Art. Senlins Schildkröte verschwindet. Eine Ladenbesitzerin wird von ihrem Angestellten erstochen, auf der Flucht springt er in den Kanal. Dazwischen: Die Langeweile und Teenagerbockigkeit eines heranwachsenden Mädchens. Für Filme wie „Vanishing Days“ wurde der Begriff „mäandernd“ erfunden. Die Kamera schweift umher, scheint immer tiefer in eine Wirklichkeit einzudringen, in der Erinnerung, Vergangenheit und Fiktion zugleich existieren. Xin vergleicht seinen Film mit einem kleinen Park. Ein schönes Bild. Man kann sich auf den labyrinthischen Pfaden verlieren.

12.2., 19.30 Uhr (Colosseum 1), 16.2., 16.30 (Cinestar 8)

Esther Buss

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