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Kultur: Im Schatten des Terrors

FILM

Der Widerstand gegen die Nazidiktatur löste in Deutschland nicht nur Dankbarkeit aus: Er erinnerte zu deutlich an die eigene Gleichgültigkeit. Erst nach und nach rückten Widerstandsgruppierungen ins öffentliche Licht, vor allem, wenn Institutionen oder Ideologien dahinter standen. Die Widerstandsgruppe um Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack hatte nicht einmal einen Namen. Dabei war es eine der größten. Fünfzig ihrer Mitglieder wurden 1942 und 1943 in der Strafanstalt Plötzensee guillotiniert oder gehängt. In der Bundesrepublik wurden sie und die Überlebenden anschließend als Kommunisten verleumdet, in der DDR als antifaschistische Kundschafter verehrt. Erst 1988 fand die Rote Kapelle Aufnahme in die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in der Stauffenbergstraße – gegen Proteste von Angehörigen der Widerstandskämpfer des 20. Juli.

Wer die Frauen und Männer der „Roten Kapelle" wirklich waren, zeigt Filmregisseur Stefan Roloff . Ausgehend von einem persönlichen Bezugspunkt – sein Vater Helmut Roloff, langjähriger Direktor der ehemaligen Hochschule für Musik, war einer der letzten Überlebenden der Gruppe – entwirft er ein facettenreiches Zeitbild. Die Widerständler betrieben keine Spionage für eine Großmacht, ihre Aktionen richteten sich vor allem an die Deutschen selber. Collageartig verbindet der Regisseur Aussagen von Überlebenden und deren Nachkommen, wie Hans Coppi jr., Hartmut Schulze-Boysen oder Karin Reetz mit Zeitdokumenten und Kommentaren von Historikern. Eine bewegende Würdigung der Opfer– und ein Stück Berliner Geschichte (Arsenal, heute 20. Juni, 21 Uhr).

Babette Kaiserkern

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