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Kultur: Im Zeichen des Sieges

Eine der berühmtesten Aufnahmen dieses Jahrhunderts zeigt einen russischen Soldaten, der auf dem Berliner Reichstag die Rote Fahne hißt: Zeichen des Sieges über Nazideutschland.So bedeutend das Dokument, so unbekannt lange Zeit Jewgeni Chaldej, der Fotograf.

Eine der berühmtesten Aufnahmen dieses Jahrhunderts zeigt einen russischen Soldaten, der auf dem Berliner Reichstag die Rote Fahne hißt: Zeichen des Sieges über Nazideutschland.So bedeutend das Dokument, so unbekannt lange Zeit Jewgeni Chaldej, der Fotograf.Erst mit der Perestroika entdeckte der Westen den 1917 in der Ukraine Geborenen.Gerade noch rechtzeitig: 1997 starb Chaldej in Moskau, wo er in einer Einraumwohnung lebte, die ihm zugleich als Dunkelkammer und Archiv diente.Rund 6000 Negative hat Chaldej hinterlassen.

Seit 1936 Fotoreporter der Nachrichtenagentur TASS, begleitete er den Zweiten Weltkrieg vom ersten Tag an mit der Kamera.Zwanzig Arbeiten sind von ihm bei "Picture : Perfect" zu sehen.Da ist die Verkehrspolizistin, eine russische Soldatin, die an der Siegelsäule den spärlichen Verkehr regelt (1550 DM).Da ist das Hallesche Tor oder das, was davon übrig blieb.Und da ist ein Foto (1300 DM), das eigentlich ausdrucksstärker ist als das Reichstags-Bild: Soldaten sind am Flughafen Tempelhof zum steinernen Adler hinaufgeklettert und schwenken ihre Fahne aus hauchdünnem Stoff.

Kriegsalltag und Siegesfreuden: Nur selten Heldenposen, dafür Trauer, Schmerz und Menschlichkeit.Chaldej ist kein einfacher Kriegsberichterstatter, sondern ein genauer Beobachter, kein schlichter Dokumentarist, sondern ein Fotograf mit künstlerischem Blick, mit Sinn für den richtigen Augenblick.Ihm verdanken wir einzigartige Dokumente der Zeitgeschichte.Auch dieses: Auf einer Bergkuppe stehen ein einsamer Hirsch und ein abgestorbener Baum.Sonst nichts.Über ihnen, am Himmel, kreisen bedrohlich die Kriegsflugzeuge (Vintage, 23 200 DM).

Picture : Perfect, Rosenthaler Straße 40-41, Hackesche Höfe, bis 3.April; Mittwoch bis Freitag 12-19 Uhr, Sonnabend 12-18 Uhr.

ANDREAS HERGETH

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