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Kultur: In der Jagiellonen-Bibliothek sind auch Bestände aus der Preussischen Staatsbibliothek verschwunden

Von den Diebstählen aus der Krakauer Jagiellonen-Bibliothek sind nun doch - entgegen vorangegangener Dementis - auch Werke aus den Beständen der Preußischen Staatsbibliothek betroffen. Wie der Direktor der Bibliothek, Krzysztof Zamorski, gestern gegenüber dem Tagesspiegel einräumte, stammen sechs von insgesamt 58 mittlerweilen als gestohlen identifizierten Werken aus der berühmten Sammlung, die seit Jahren Gegenstand von Verhandlung auf der Regierungsebene ist.

Von den Diebstählen aus der Krakauer Jagiellonen-Bibliothek sind nun doch - entgegen vorangegangener Dementis - auch Werke aus den Beständen der Preußischen Staatsbibliothek betroffen. Wie der Direktor der Bibliothek, Krzysztof Zamorski, gestern gegenüber dem Tagesspiegel einräumte, stammen sechs von insgesamt 58 mittlerweilen als gestohlen identifizierten Werken aus der berühmten Sammlung, die seit Jahren Gegenstand von Verhandlung auf der Regierungsebene ist. "Das ist eine Tragödie für unsere Bibliothek", erklärte Zamorski.

Bei den Werken im Schätzwert von mehr als zehn Millionen DM handelt es sich um wertvolle Inkunablen aus dem 15. Jahrhundert sowie astronomisch-geographische Drucke aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Bei den Werken aus den Beständen der Preußischen Staatsbibliothek, deren bedeutender Teil sich seit der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg in Polen befindet, handelt es sich um sechs Atlanten aus dem 17. Und 18. Jahrhundert. Ein weiterer Atlas wurde beschädigt aufgefunden - die Diebe hatten die sie interessierenden Karten herausgeschnitten. Die gestohlenen Atlanten wurden bislang nicht wiedergefunden. Bislang konnte auch nicht ermittelt werden, wann die Diebstähle stattgefunden haben, da die letzte Inventarisierung vor neun Jahren stattfand. Die jetzt beendete Kontrolle hatte viele Missstände zutage gebracht - so hatten bei Renovierungsarbeiten sogar Bauarbeiter Zugang zu den kostbaren Werken. Vieles deutet jedoch darauf hin, daß die Werke von einer professionellen Gang unter Mithilfe eines Bibliotheksmitarbeiters entwendet wurden.

"Wir haben unsere Sammlungen nicht genügend beschützt. Das ist das größte Drama in der Geschichte unserer Bibliothek", sagte Zamorski. Für die Zukunft kündigte er den Einbau zahlreicher Sicherungen an.

Die deutschen Atlanten waren als Teile der Preußischen Staatsbibliothek während des Krieges ins schlesische Kloster Grüssau ausgelagert worden, das sich nach der Grenzverschiebung auf polnischem Gebiet befand. Polnische Konservatoren sicherten die Sammlung, die unter anderem Handschriften von Goethe, Schiller sowie Autographe von Bach, Mozart und Beethoven enthält, vor russischem Zugriff und brachten sie in die Krakauer Jagiellonen-Bibliothek. Seit mehreren Jahren ist die deutsche Bundesregierung um die Rückgabe der Sammlung bemüht. Polen hat dies bisher von der Rückgabe der im Krieg geraubten polnischen Kunstschätze abhängig gemacht.

Edith Heller

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