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Independent-Verlage: Klein und flexibel

Sie haben oft schillernde Namen, immer ein überschaubares Programm und einen Mini-Personalstamm. Nicht in der Masse, sondern in Nischen suchen sich Independent-Verlage ihre Leser.

Leipzig - An erster Stelle stehen bei ihnen nicht Umsatz und Rendite, sondern Idealismus. "Es ist schwer, davon zu leben", sagt etwa Werner Labisch, einer der beiden Inhaber des Verbrecher-Verlags (Berlin). Um im Wettstreit mit den werbestarken großen Verlagen nicht übersehen zu werden, halten die Kleinen zusammen.

"Wir treffen uns regelmäßig und versuchen, Synergien zu finden", berichtet Sebastian Wolter von Voland & Quist (Dresden). Auf der Leipziger Buchmesse gaben die Independents etwa gemeinsam eine Zeitung heraus. "Es gibt natürlich auch Sachen, die wir nicht gemeinsam machen werden - etwa Vertreter teilen", sagt Wolter. Die Spezialität des 2004 gegründeten Zwei-Mann-Verlags ist die Kombination aus gedrucktem und gesprochenem Wort: Jedem Buch liegt eine dazu passende CD bei.

Der Verlag veröffentlicht unter anderem die Werke von Autoren, die Lesebühnen angehören - etwa den Berliner Zusammenschlüssen "LSD" und "Chaussee der Enthusiasten". "Wir wollen eine junge authentische Literatur bekannter machen", sagt der jugendliche Verleger, der statt Anzug legere Freizeitkleidung trägt. 20 Titel sind derzeit im Programm, der Umsatz lag 2006 bei 50.000 Euro. "Unser Ziel ist es, davon leben zu können, dass wir die Literatur verlegen, die uns gefällt", sagt Wolter.

"Nicht auf Teufel komm raus wachsen"

"Angetreten sind wir mit dem Gedanken, einen Verlag für unsere Generation zu machen", berichtet Lars Birken-Bertsch vom Blumenbar-Verlag (München). 25 Titel hat die Zwei-Mann-Firma im Programm, der Umsatz liegt unter einer halben Million Euro. "Wir wollen aber nicht auf Teufel komm raus wachsen, sondern klein und flexibel bleiben", sagt der Inhaber. Erst vor einigen Tagen erschienen ist bei Blumenbar die Lebensgeschichte des Journalisten Tom Kummer, der vor einigen Jahren mit fingierten Interviews mit Hollywood-Stars unrühmliche Bekanntheit erlangte. "Mit ihm hätte kein anderer deutscher Verlag etwas gemacht", meint Birken-Bertsch.

Werner Labisch vom Verbrecher-Verlag betont, dass kleine Verlage seiner Meinung nach diejenigen sind, "die Sachen entdecken, weil sie einen direkten Kontakt zur Literaturszene haben". Bösewichter kommen allerdings in den 80 verlegten Titeln kaum vor. Der Kleinstverlag aus der Hauptstadt hat den Namen nur gewählt, um damit Interesse zu wecken. "Wir können uns keine teure Werbung leisten", sagt Labisch. Zum Programm gehört vor allem Belletristik - von Jungautoren wie Kolja Mensing ebenso wie von nicht mehr lebenden Schriftstellern wie Gisela Elsner.

Zu kaufen gibt es die "Verbrecher-Bücher" bisher nur in ausgewählten kleinen Buchläden. "Wir wären gerne irgendwann ein großer Verlag. Aber wir werden nicht von jetzt auf gleich zu Suhrkamp werden", sagt der Literaturwissenschaftler. Manchmal gelingt den Kleinen auch ein großer Wurf. Glück hatte etwa der A1 Verlag aus München. Seit "Die weiße Massai" von Corinne Hofmann und "Gottes kleine Krieger" des indischen Schriftstellers Kiran Nagarkar Kassenschlager wurden, ist dort die finanzielle Dürre vorbei. (Von Sophia-Caroline Kosel, dpa)

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