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Die Fotografie "Brotbäckerin an der Landstraße" von Jacques Toffi.

© Galerie Hilaneh von Kories

Jacques Toffi und Fares Garabet: Künstlerische Impressionen aus Syrien

Satirische Cartoons von Fares Garabet stehen den präzise komponierten Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Jacques Toffi gegenüber. Die Kunst & Markt Kolumne.

Ein tiefer Riss muss dieses Land durchziehen, so diametral stehen sich die Fotografien von Jacques Toffi und Fares Garabets satirischen Cartoons gegenüber. „Zuversicht“ hatte der 1952 geborene Toffi noch in einer vorangegangenen Ausstellung in Hamburg das symbolische Bild eines Torbogens genannt, hinter dem sich eine weite Landschaft öffnet. Ein Wanderer blickt in die Ferne, als sähe er dort schon Zeichen des Friedens. Die präzise komponierte Schwarz-Weiß-Aufnahme ist nun eine von 15 Arbeiten, die Hilaneh von Kories im Bestand des in Hamburg lebenden Syrers für ihre Galerie (Belziger Straße 35, bis 25. Mai) entdeckt hat. Entstanden zwischen 2000 und 2010, sind sie, neben dem kulturhistorischen Wert, mittlerweile zu Metaphern der Erinnerung geworden – an eine Zeit ohne Zerstörung, Flucht und Vertreibung.

Fares Garabet dagegen, Jahrgang 1968, 2008 als bester Karikaturist der arabischen Welt ausgezeichnet, stehen die Gräuel vor Augen, die der Bürgerkrieg über das alte Kulturland gebracht hat. Soldaten marschieren wie aufgezogene Puppen, in dick gezogenen roten Linien winden sich tödlich verwundete Menschen, Generäle nehmen Paraden ab und stehen bis zu den Knöcheln im Blut. Zwölf Blätter (je 550 Euro) variieren die höllische Grundsituation: auf der einen Seite die Militärmaschinerie, auf der anderen die gleichsam an die Wand gestellte Bevölkerung. Garabet weist aber auch auf den Ursprung der Gewalt hin. Ein mächtiger Hammer saust auf ein kleines Insekt nieder. Auf dem nächsten Blatt sind aus dem Insekt die überdimensionalen Großbuchstaben IS geworden. Wer, wenn nicht der Machthaber selbst, hat das Gespenst auf den Plan gerufen? Die Sprache von Garabets mit feiner Hand gezeichneten Cartoons erinnert an die spitze Feder von Klaus Staeck, nur dass aus dessen politischem Kampfplatz hier ein blutgetränktes Terrain geworden ist, dem mit scharfem Verstand beizukommen einen besonders kühlen Kopf verlangt.

Eine Zeichnung von Fares Gabaret
Eine Zeichnung von Fares Gabaret

© Galerie Hilaneh von Kories

Toffis Fotografien dagegen projizieren, was verloren gegangen ist: nicht nur die Säulen von Palmyra, sondern auch ein berühmtes Café in Damaskus mit seinem Geschichtenerzähler. Wer wird in Zukunft die Ruhe in den Gassen der Damaszener Altstadt genießen können? Sind auch die alten Lehmhäuser in Aleppo mit ihren runden Kuppeln längst zu Staub geworden? Der syrische Alltag kommt in Toffis Fotografien nur am Rande vor, als hätten das an Felswände gelehnte Jesuitenkloster oder das Innere einer Moschee in Damaskus schon damals für ihn mehr einen persönlichen Erinnerungswert besessen. Aber die Zeit hat diese fotografischen Ikonen nun immer wertvoller werden lassen (Preis je nach Größe 800–1200 Euro).

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