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Campion

© Tobis

JANE CAMPION IM INTERVIEW   : "Vergesst Brad und Angelina"

Was bringt uns diese Liebesgeschichte aus dem frühen 19. Jahrhundert heute?

Was bringt uns diese Liebesgeschichte aus dem frühen 19. Jahrhundert heute?



Eine besondere Zartheit. Eine tiefe Aufrichtigkeit in dem, was die beiden in all ihrer Unschuld, ihrem Mut und ihrem Schmerz durchleben. In den Briefen des Paars steckt weitaus mehr Nähe und Intimität, als man aus all den Geschichten von Brad Pitt und Angelina Jolie je bekommen wird.

War der romantische Dichter Keats auch privat eine romantische Person?

Im Gegenteil. Er lachte seine Freunde aus, wenn sie sich verliebten. Unter Frauen fühlte Keats sich eher unsicher, er war gerade mal 1,50 Meter groß. Keats war schelmisch und Fanny sehr geistreich, hatte allerdings keinerlei Interesse an Poesie.

Die beiden gehen sehr offen und gleichzeitig zurückhaltend aufeinander zu.

Genau diese Zurückhaltung liebe ich. Wenn Keats nach Rom geht und nicht klar ist, ob Fanny ihn jemals wiedersieht, schreibt sie nur in ihr Tagebuch: „Mr. Keats hat Hampstead verlassen.“ Wie viel Würde und Sehnsucht steckt in diesem Satz. Unsere heutige Hallo-Schätzchen-Pseudo-Intimität dagegen interessiert mich nicht.

Wie stellen Sie die Vertrautheit mit den Schauspielern vor der Kamera her?

Bei den Proben entwickeln sie eine gewisse Gelassenheit. So entsteht die Chemie zwischen ihnen, ohne dass sie dafür wirklich spielen müssen. Es ist wie beim Casting: Was die Leute mir da vormachen, interessiert mich weniger als die Art, wie sie danach agieren: vollkommen normal.

Interview: Martin Schwickert

JANE CAMPION, geboren 1954 in Neuseeland, wurde 1992 mit „Das Piano“ weltbekannt. Weitere wichtige Filme: „Ein Engel an meiner Tafel“ und „Portrait of a Lady“

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