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Partymann. Hervé Samb mixt Jazzstandards mit westafrikanischem Kolorit.

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Jazz in Berlin: Zurück zu den Wurzeln

Paris-Dakar: Hervé Samb und Band stellen ihr neues Album im Berliner A-Trane vor.

Als der Sänger Alpha Dieng mitten im Konzert „Senegal“ in den Saal hineinruft, klingt das wie ein Glaubensbekenntnis. Denn das Quintett feiert auch die musikalische Rückkehr seines Bandleaders in die Ursprungsheimat. Hervé Samb war als jugendlicher Blues- und Jazzfan mit seiner Gitarre von Dakar nach Paris gereist, es folgten zehn musikalische Jahre in New York. Als gefragter Sideman hat er bei über hundert Studioproduktionen mitgewirkt, trat mit Amadou & Mariam, David Murray, Oumou Sangaré und Jimmy Cliff auf, und für die Funk-Bassistin Meshell Ndegeocello komponierte er einen Song, den er zusammen mit Pat Metheny einspielte.

Auf seinem vierten, in Dakar produzierten Solo-Album „Teranga“, das Samb im Jazzclub A-Trane präsentiert, liefert der Senegalese Eigenkompositionen, besinnt sich auf traditionelle Musik und verleiht Jazzstandards westafrikanisches Kolorit mit polyrhythmischer Würze. Henri Mancinis „The Days of Wine and Roses“ gerät dabei mit klirrender akustischer Gitarre sogar zu einer Art Rockballade. Das alles kommt kraftvoll und wunderbar entspannt daher, die fünf Männer wiegen ihre Hüften zu einem Sound, der sofort durch Mark und Bein geht. Sein Konzept hat Hervé Samb „Jazz Sabar“ getauft – und es klingt wie eine Party mit vielschichtiger Percussion.

MAjestätisch perlen die Melodien

Zur Seite steht ihm dabei eine Kaste exzellenter Musiker: Pathe Jassi, der auf seinem Bass wie ein afrikanischer Marcus Miller majestätisch die Melodien perlen lässt; Ndiaw Macodou als frecher Youngster an vertrackten Drums; Alioune Seck an den Sabar-Trommeln und die helle kehlige Stimme des Griots Alpha Dieng, der in einem langen Gewand aus mauver Seide immer dann die Bühne betritt, wenn es um die Roots geht. Hier ist der Groove sanft und packend, trägt Balladen, in denen sich Himmel und Erde berühren, dort entlädt er sich in einem höchst differenzierten Perkussionsgewitter. Zwischendurch verwandelt Samb seine Gitarre in eine 21-saitige Kürbisharfe, oder er verdichtet sie zur einsaitigen Spießlaute Xalam. Schließlich gelingt es ihm in „Giant Steps“, den Wechsel der Akkordfolgen noch rasanter auf den Saiten zu zupfen, als das John Coltrane mit den Klappen seines Saxofons vermochte. Hervé Samb gelingt ein Fest für die Ohren.

Roman Rhode

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