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Kultur: Jeans Team

Am Anfang türmen sich Papiertaschentücher auf der Bühne. Ein Eisberg mit Saugkraft.

Am Anfang türmen sich Papiertaschentücher auf der Bühne. Ein Eisberg mit Saugkraft. Die vier sehr jungen Hauptdarsteller halten sich an den Händen. „Wir wollen niiiiiemals auseinandergehn.“ Ihr Schwur ist ein Kindertraum. In Schuluniformen, mit einem Pflaster auf dem Knie stellen sie sich vor das Publikum - und vor die Erwachsenenwelt. Die ungelenken Bewegungen offenbaren pubertäre Unsicherheit. Helenas (Katinka Auberger) Körper schwankt hin und her, ihre Unterlippe rollt sich nach vorn, sie unterdrückt eine Träne. Hilflos steht sie dem großen, unbekannten Gefühl gegenüber, das ihren Körper erfüllt.

Sie liebt Demetrius (Gosta Liptow). „Lehr mich den Blick und wie ich’s machen muss“, bittet sie ihre Freundin Hermia (Elisabeth Müller). Pudelwinselnd wirft sie sich auf den Boden und krallt ihre Hände in das modisch hochgekrempelte Jeansbein des Angebeteten. Doch der tritt ihre Liebesschwüre mit Füßen. In grotesk-resoluter Geste hält sie beide Hände an ihre Brust, um Demetrius auf ihre sexuellen Reize hinzuweisen. Der offensive Fingerzeig, den sie wie eine Schulaufgabe ausführt, wirkt, als halte sie sich wie an Hosenträgern daran fest. Shakespeares „Sommernachtstraum“ als Teenager-Märchenspiel, irgendwo zwischen Schnitzler und der Generation Golf.

Die Bühne verwandelt sich in ein weißes Blütenmeer. Eine Windmaschine hat den Papierhügel aufgewirbelt, der gesamte Boden ist für die Traumverliebten nun mit hunderten von Papiertüchern bedeckt. DieElfe (Silke Steffen) trägt Biene-Maja-Flügel, Puck (Daniel Schröder) hat Spock-Ohren. „Eine Shakespeare-Komödie in 60 Minuten“, lautete die Aufgabenstellung für eine Regiearbeit an der Uni Hamburg. Die erst 26 Jahre junge Regisseurin Jorinde Dröse absolviert die Prüfung mit Bravour. Ihr „Sommernachtstraum“ konzentriert sich auf die Innenwelten der vier Liebenden Helena, Demetrius, Hermia und Lysander und findet dabei immer neue poetische Bilder. Scheue Gefühle knospen, drei Paare finden sich. Frühlings Erwachen. Dorte Huneke

Sophiensäle, bis 8. Juli, 21 Uhr

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