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Kultur: Jörg Königsdorf über Opern und Orangen

Wären Berlins Opernhäuser in privater Hand, die Intendanten hätten vermutlich längst reagiert und dem Überraschungserfolg der Komischen Oper, Prokofjews "Liebe zu drei Orangen", eine andere Prokofjew-Oper nachgeschoben. Denn seit ihrer Premiere vor zwei Jahren sorgen die "Orangen" regelmäßig für ein volles Haus - ein Beweis dafür, daß die Mundpropaganda unter Berlins Opernbesuchern funktioniert und daß die Theater ihr Einspielsoll nicht nur mit den ABC-Opern ("Aida", "Bohème", "Carmen") erfüllen können.

Wären Berlins Opernhäuser in privater Hand, die Intendanten hätten vermutlich längst reagiert und dem Überraschungserfolg der Komischen Oper, Prokofjews "Liebe zu drei Orangen", eine andere Prokofjew-Oper nachgeschoben. Denn seit ihrer Premiere vor zwei Jahren sorgen die "Orangen" regelmäßig für ein volles Haus - ein Beweis dafür, daß die Mundpropaganda unter Berlins Opernbesuchern funktioniert und daß die Theater ihr Einspielsoll nicht nur mit den ABC-Opern ("Aida", "Bohème", "Carmen") erfüllen können. Neugierige, die eine Inszenierung des "Feurigen Engels" oder der "Verlobung im Kloster" anlocken würden, gäbe es genug, doch die können sich nur per CD oder Video ein Bild dieser großartigen Opern machen - oder von den triumphalen Erfolgen lesen, die die "Verlobung" vor kurzem in den USA mit Verery Gergejew (von der auch eine CD-Einspielung stammt) feierte. Oder sie gehen einfach noch einmal in Andreas Homokis geglückte "Orangen"-Inszenierung. Zum Saisonabschluß spielt die Komische Oper ihren Knaller noch einmal heute und am Dienstag.Es erstaunt ohnehin, daß die "Orangen"-Geschichte nicht schon längst zu den Erfolgsopern des Jahrhunderts gehört: Das Märchen vom liebeskranken Prinzen und der bösen Fee Fatamorgana bietet sowohl denen genug, die pures Opernspektakel und phantasievolle Bilder genießen wollen, als auch denen, die intellektuelles Theater wollen und die für den gleichnishaften, auf die russische Oktoberrevolution und die amerikanische Konsumgesellschaft gemünzten Sarkasmus des Librettos empfänglich sind. Die Inszenierung in den prunkvollen, bunten Bühnenbildern von Frank-Philipp Schlößmann ist zugleich ein Versprechen für die neue Ära, die an der Komischen Oper anbrechen soll, wenn Andreas Homoki 2002 die Nachfolge Harry Kupfers als Chefregisseur des Hauses antritt. Homoki hat freilich schon signalisiert, daß er auf dem Spielplan nicht so dominant in Erscheinung treten will wie sein Vorgänger - nur eine Inszenierung pro Jahr wird es von ihm geben, der Spielplan könnte dann tatsächlich auf Dauer so abwechslungsreich aussehen wie in dieser letzten Spielzeitwoche: Ein Kupfer (die "Zauberflöte" am 12. und 16. Juli), ein Homoki, eine Produktion eines Gastregisseurs (Anthony Pilavachis Version von Händels Oratorium "Saul" am 14.) und eine Ballettaufführung ("Dornröschen" am 11., 15. und 17.).Irgendwann ist dann vielleicht sogar Platz für einen zweiten Prokofjew.

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