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Na-Kel Smith, Olan Prenatt, Gio Galicia, Ryder McLaughlin und Sunny Suljic in "Mid90s".

© Jayhawker Holdings / Berlinale

Jonah Hills „Mid90s“ auf der Berlinale: Bretter, die die Welt bedeuten

Los Angeles, Mitte der Neunziger: Jonah Hills feiner Debütspielfilm über eine Gruppe von jungen Skatern, die langsam erwachsen werden.

Wie traurig sind wir, fragt Morrissey aus dem Off mit jener Stimme, die schon so viele Teenagertränen getrocknet hat. Stevie hat sich gerade mit seiner Familie überworfen. Ray, der älteste in der Clique, die Stevies neue Heimat geworden ist, reißt ihn aus der Lethargie: Die beiden springen auf ihre Skateboards.

Die Coming-of-Age-Geschichte „Mid90s“ ist das Regiedebüt des Schauspielers Jonah Hill. Liebevoll und in das fahle Sonnenlicht von Los Angeles getaucht, beschreibt er jene Phase, in der sich ein junger Mensch aus dem Zusammenhalt der Familie löst und sich seine eigene Gemeinschaft sucht. Das erste Mal sieht der 13-jährige Stevie diese Gemeinschaft von der anderen Straßenseite: eine Gruppe von jungen Skatern legt sich mit Erwachsenen an und beansprucht den Raum vor dem Skateshop für sich. Stevie will zu diesen Jungs dazugehören. Zu Ray, der im Skaten seine Chance auf ein besseres Leben sieht. Zu „Fourth Grade“, der kein Mann der Worte ist, aber stets seine Kamera dabei hat. Nach und nach wird Stevie in die Gruppe aufgenommen. Er ist der jüngste, aber auch der unerschrockenste.

Jonah Hill erinnert sich, wie es ist, jung zu sein

„Mid90s“ hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Gros der herkömmlichen Teeniefilme: Jonah Hill erinnert sich, wie es ist, jung zu sein. Und er weiß, was Skaten bedeutet. Wie die Jungs sprechen, aussehen, sich bewegen – all das ist absolut stimmig. Die fingierte Coolness beim Paffen der ersten Menthol-Zigarette, das Prahlen über die ersten Berührungen eines Mädchens, der Triumph des ersten gestandenen Tricks. Wie all das in seinem nostalgielosen Naturalismus ins 4:3 Bild gesetzt wird, ist so nah am Jungsein, wie es das Kino mit seinen Mitteln nur sehr selten schafft.

Dabei gelingt es dem Film, zugleich zeitlos und absolut zeitspezifisch zu sein. Denn wie der Titel nahelegt, geht es in „Mid90s“ auch um eine Epoche und ihr Lebensgefühl. Und jene Zeit, in der Jonah Hill, Jahrgang 1983, selbst Teenager war, ist in jeder Einstellung enthalten. Die Zeichen der Zeit sind kein totes Dekor, sondern in die Textur des Films gewoben, – sei es das Girl-T-Shirt oder ein Track von A Tribe Called Quest. Jonah Hill versteht den sinnstiftenden Wert von Popkultur, vom Skaten, von Hip-Hop. Und ist mittlerweile selbst eine kleine Stilikone.

10.2., 19 Uhr (Zoo Palast 1), 11.2., 9.30 Uhr (CinemaxX 7), 12.2., 17 Uhr (Cubix 9), 17.2., 17 Uhr (Zoo Palast 1)

Jonas Lages

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