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Christoph Stölzl.

© Rainer Jensen/dpa

Jüdisches Museum: Christoph Stölzl wird Vertrauensperson

Nach dem Rücktritt an der Spitze des Jüdischen Museums Berlin ist die Unruhe groß. Ein erfahrener Politiker soll jetzt zur Beruhigung beitragen.

Bis zum Antritt einer neuen Spitze im Jüdischen Museum Berlin soll der Historiker und CDU-Politiker Christoph Stölzl als Vertrauensperson für den Stiftungsrat des Hauses agieren. Der 75-Jährige werde ehrenamtlich und ohne Arbeitsvertrag wirken, sagte die Vorsitzende des Stiftungsrats, Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

„Stölzl ist ein großer Museumsmann, der langjährige Erfahrung aus einschlägigen Häusern, im Umgang mit Mitarbeitern, aber gerade auch mit der Politik mitbringt, und der vor allen Dingen immer auch im deutsch-jüdischen Umfeld inhaltlich gearbeitet hat“, begründete Grütters ihre Wahl. Er habe zur jüdischen Kulturgeschichte zahlreiche Ausstellungen gemacht.

Viel Solidarität für den scheidenden Direktor Peter Schäfer

Der bisherige Leiter Peter Schäfer (75) war nach heftigen Kontroversen zurückgetreten. Auslöser war ein Tweet des Museums mit einer Leseempfehlung zur israelkritischen Bewegung BDS (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen). Darin hatten jüdische und israelische Wissenschaftler kritisiert, dass der Bundestag BDS als antisemitisch eingestuft hatte. Die BDS-Kampagne fordert ein Ende der israelischen Besatzung des Westjordanlandes, des Gazastreifens und Ost-Jerusalems, die Israel 1967 erobert hat, und ruft dazu auf, keine israelischen Waren zu kaufen.

Schäfer erhielt viel Solidarität. Mit „tiefer Besorgnis“ stellten sich internationale Museumsdirektoren, Kuratoren und Fachleute jüdischer und nichtjüdischer Museen hinter ihn. Zuvor hatten bereits rund 45 jüdische Gelehrte aus Israel, Europa und den USA ihre Unterstützung bekundet.

Stölzl wird nicht Teil der Findungskommission

Stölzl, derzeit Präsident der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, wird laut Grütters nicht Mitglied der Findungskommission für die neue Museumsleitung sein. Grütters will nach einer Übergangszeit von zehn bis zwölf Monaten bis März 2020 eine hauptamtliche Direktion finden, die inhaltlich und organisatorisch verantwortlich ist.

Ob die neue Spitze jüdischen Glaubens sein muss, ließ Grütters offen. Die Antwort darauf sei Aufgabe der Findungskommission. „Gerade auch Juden müssen sich in der Arbeit des Hauses wiedererkennen“, sagte Grütters, „genauso wichtig ist es, dass die nichtjüdische Welt mehr über das Judentum erfährt.“ Erneut stellte sich die Kulturstaatsministerin hinter das Jüdische Museum Berlin. „Die Unabhängigkeit des Museums ist für mich nicht verhandelbar.“ dpa

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