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Kultur: Jugend scheitert

Hans Zender mit dem SWR-Orchester in der PhilharmonieDem jüngsten Komponisten der Musik-Biennale, dem 24jährigen Hans Thomalla, verhalf sein Lehrer Hans Zender zur Uraufführung.Der Erste Gastdirigent des SWR-Sinfonieorchesters stemmte mit seinem vorzüglich disponierten Ensemble das spröd-expressive Werk.

Hans Zender mit dem SWR-Orchester in der Philharmonie

Dem jüngsten Komponisten der Musik-Biennale, dem 24jährigen Hans Thomalla, verhalf sein Lehrer Hans Zender zur Uraufführung.Der Erste Gastdirigent des SWR-Sinfonieorchesters stemmte mit seinem vorzüglich disponierten Ensemble das spröd-expressive Werk."Rauschen" für zwei Sprecher (am Mikrofon: Clemens Löhr und Christian Nickel) und Orchester läßt den Hörspielcharakter von "Reisebeschreibung (Nr.2)" (1997) hinter sich, ohne jedoch auf eine Vielfalt von gesprochenen Zitaten, evozierten außermusikalischen Assoziationen zu verzichten.Reinald Goetz, "Werthers Leiden" und eine Studie zur "Gesellschaftlichen Krise der Jugend" müssen nebst privaten Texten herhalten für ein Dräuen im rebellischen Sturm und Drang, das sich nur scheinbar in Verdichtung und Überlagerung dem Rauschen annähert.Die lauten Cymbalwirbel zu Beginn und am Ende des viertelstündigen Stückes erscheinen ebenso wie die engen Streicher- und Blechbläserflächen nur bemüht bruitistisch, und der ausgedünnte Mittelteil mit seinen isolierten, plötzlich unendlich bedeutungsschwangeren Einzelwörtern wirkt schlicht pubertär."Einzig falsche Ekstase" liefert Thomalla als unfreiwilligen Eigenkommentar gleich mit - was in seinen Bühnenmusiken aufgehen mag, scheitert im Konzertsaal kläglich.

Danach bewegte sich Zender auf ästhetisch sichererem Terrain.Younghi Pagh-Paans dunkel drohende Bekenntnismusik "NIM" (1987) bildete einen eindringlichen Kontrast zu seiner eigenen, knapp formulierten "Kalligraphie" (1998), deren komplizierte Mikrotonalität ihren Tripelkanon verblüffend sinnfällig macht.Helmut Lachenmanns sperriges "Harmonica" (1983) schließlich erlaubte die Begegnung mit dem DSO-Tubisten Richard Nahatzki als wandelbarem Solisten, für den der Part einst komponiert wurde.Unter Zenders kundiger Leitung gelang es dem SWR-Orchester, die zwischen Klang und Geräusch changierende Faktur in einen musikalisch stimmigen Verlauf zu überführen und so der sinnlichen Erfahrung den Vorzug zu geben gegenüber skrupulöser Reflexion.

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