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Volker Hedtfeld leitet den Karl-Forster-Chor seit 2007

© Foto: Sebastian Bolesch

Karl-Forster-Chor: Zum Leben erweckt

Volker Hedtfeld gestaltet im Konzerthaus einen berührenden Kirchenmusik-Abend mit dem Karl-Forster-Chor und den Berliner Symphonikern.

Mittwochabend, 20 Uhr, großer Saal des Konzerthauses am Gendarmenmarkt: Oben auf der Orgelempore formiert sich der Karl-Forster-Chor, unten auf der Bühne nehmen die Berliner Symphoniker Platz. Doch die Musikerinnen und Musiker haben zunächst gar nichts zu tun – denn Giuseppe Verdis „Quattro Pezzi Sacri“, ein Spätwerk des italienischen Opernmeisters, beginnt a cappella. Die Chorstimmen bleiben unbegleitet bei ihrem „Ave Maria“-Gebet.

Ein anspruchsvoller, heikler Einstieg, den die Mitglieder des Laienchores mit beachtlicher Selbstsicherheit meistern. Die verleiht ihnen Volker Hedtfeld, ihr Dirigent. Er ist das Kraftzentrum des Abends, ein Motivator, ein Energietransmitter.

Selbst aus der Zuschauerperspektive, also der Rückenansicht, lässt sich ablesen, wie die Musik seinen Körper durchströmt, wie er ganz Gesang wird, ohne einen Ton zu artikulieren. Wenn sich Hedtfeld mal zu den Streichern wendet, sieht man auch vom Parkett aus seinen weit geöffneten Mund.

Beeindruckend stark besetzte Männerstimmen

15 Jahre schon leitet er den Karl-Forster-Chor, der erst seit 1998 so heißt. Durch den Mauerbau war auch das Vokalensemble der katholischen Hedwigs-Kathedrale in Mitte geteilt worden, weil aber nach der Wende keine Wiedervereinigung gelang, nahm der West-Berliner Part den Namen seines langjährigen Dirigenten an.

Mit Volker Hedtfeld haben sich die engagierten Freizeitsänger:innen ein Niveau erarbeitet, das es ihnen erlaubt, anspruchsvolle Werke wie Verdis „Quattro Pezzi Sacri“ anzugehen. Beeindruckend ist die Stärke der Männerstimmen – stets ein wunder Punkt bei Laienchören –, souverän agieren die Sopranistinnen und Altistinnen: Auch in Luigi Cherubinis „Requiem“ gelingen die Passagen innerer Einkehr darum ebenso wie die Überwältigungsmomente.

Hier sind jetzt auch die Berliner Symphoniker intensiver gefragt, und sie lassen sich ebenfalls von Volker Hedtfelds gestischem Enthusiasmus mitreißen. Cherubinis Partitur beginnt zu atmen, sein wohlproportionierter Klassizismus wird vital, den Konzerthaus-Saal füllt die kreative Spannung des Live-Erlebnisses.

Und so kann es dem Dirigent gelingen, nach dem ungewöhnlichen Ende dieses Requiems, bei dem die Musik einfach sanft entschläft, die kostbare Stille im Saal noch sehr lange zu halten, bevor schließlich der verdiente Applaus losbricht.

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