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Kultur: Katie Melua

Diese Woche auf Platz 18 mit: „Call Off The Search“

Sie kann es vermutlich nicht mehr hören. Jeder Artikel, jedes Interview erwähnt den Vergleich. Die neue Norah Jones ist in den letzten Jahren schon so oft ausgerufen worden, dass man mit Jones-Clones den halben Planeten bevölkern könnte. So etwas ist für Journalisten wie ein Pawlowscher Reflex. Beim Anblick junger, gut aussehender Sängerinnen werden im Journalistenhirn Vergleichshormone ausgeschüttet. Da kann man nichts machen.

Katie Melua wird bald 20 und lebt in London. Ihr Vater ist nicht so berühmt wie der von Jones. Er ist Herzchirurg. Die Familie stammt aus Georgien. Melua fallen zu ihrer Heimat die Stichworte „Rotwein, Stalin, Shevardnaze“ ein.

Als Katie acht ist, zieht die Familie nach Belfast („Aus der Bratpfanne mitten ins Feuer“). Aber auch das hat ihr Gemüt nicht getrübt. Als sie mit 15 bei einem Nachwuchswettbewerb gewinnt, bezahlt sie vom Preisgeld die Renovierung des Schlafzimmers ihrer Eltern. Katie Meluas noch kurze Vita klingt, als sollte sie von Stephen Freas verfilmt werden. Eigentlich wollte sie Politikerin werden und die Welt verbessern.

Nun wird es wohl doch eine Musik-Karriere. Katies erstes Album wurde bereits 1,5 Millionen Mal verkauft. Ihre Mischung aus Jazz, Blues und Big-Band- Sound erinnert – entschuldigen Sie bitte den Vergleich – an die Geschmeidigkeit von Robbie Williams oder Jamie Cullum. Katie Meluna erfüllt scheinbar ausgelatschte Konventionen mit Leben. Charmant und talentiert. Vielleicht liegt es daran, dass Katie so gut geerdet ist.

Kürzlich verlor sie ihren Terminkalender. Die britische Krawall-Presse stieg sofort darauf ein. Dann tauchte der Kalender plötzlich in einer Auktion bei eBay auf. Die Seite hatte 70 Besucher und zwei Gebote über 15 Pfund. Die Internet-Auktion wurde vorzeitig beendet. Katie wohnt noch bei ihren Eltern.

Ralph Geisenhanslüke

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