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Kultur: Kinder gehören in die Küche

ARCHITEKTUR

Seit drei Jahrzehnten bauen die Berliner Architekten Helga und Jörn-Peter Schmidt-Thomsen Orte für Kinder. Von der Kita Schlitzstraße im Märkischen Viertel (1969/71) bis zur Kita am Landsberger Tor (1997/99, mit Paul Ziegert) ist so eine Reihe ganz unterschiedlicher Häuser zum Spielen und Lernen entstanden: Doch stets sind es offene Räume, die den Kindern die Freiheit zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit und zugleich die nötige Geborgenheit bieten. Zehn Beispiele zeigt jetzt die Werkbundgalerie (Goethestraße 13, Charlottenburg, bis 30. September, Mo-Fr 15-18 Uhr). Dabei wird schnell deutlich, dass sich im Kita-Bau neben den architektonischen auch die gesellschaftlichen und pädagogischen Paradigmenwechsel der letzten Jahrzehnte spiegeln. So wurde bei der ersten Kita des Büros in der Schlitzstraße der gesonderte Schlafraum für die Kinder durch die Baubehörde nicht genehmigt, weil er nicht ins engmaschige Raumprogramm passte. Vielsagend wurde er auf dem Grundriss zum Abstellraum umgemodelt. Gebaut und als Schlafraum genutzt wurde er trotzdem. Der Wille der Architekten, sich in die kindliche Welt einzufühlen, ihr den angemessenen Maßstab zu bieten, spricht auch aus der Kinderküche, die damals extra von Siemens angefertigt wurde. Doch nicht alles, was in den pädagogischen Aufbruchjahren nach 1968 mit großem Idealismus angestoßen wurde, bewährte sich: der „Matschraum“ etwa, der den Kindern auch im Inneren der Kita das Spielen mit Sand ermöglichen sollte, wurde schnell Opfer des allzu üppigen Reinigungsaufwandes. So erweist sich die Ausstellung als spannender Ausflug in die Berliner Bau- und Kulturgeschichte der letzten dreißig Jahre.

Jürgen Tietz

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