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Kultur: Kings Kisten

Die Elvis-Ausstellung im Berliner Ellington Hotel

Das erstaunlichste Stück liegt in einer Vitrine am Ausgang. Ein Brief, den Elvis Presley 1970 an Präsident Nixon geschrieben hat. Auf fünf kaum lesbaren Seiten sorgt sich Elvis um den Zustand der Gesellschaft, klagt über Drogen, Hippies und Black Panthers. Und kündigt an, dass er dagegen vorgehen möchte. Das Geschmiere ließ er nicht etwa von seiner Sekretärin ins Reine schreiben. Elvis hat es persönlich an der Pforte des Weißen Hauses abgegeben. Keine drei Stunden später lud ihn Nixon ins Oval Office ein.

„The King’s Ransom“, zu Deutsch etwa: Schatz des Königs, ist ein Beweis von Elvis’ Macht und Reichtum. Die Ausstellung, die nun erstmals außerhalb der USA im Berliner Ellington Hotel zu sehen ist, dokumentiert aber auch die Großzügigkeit, mit der Elvis Freunde und Mitarbeiter beschenkte. Viele Exponate stammen von seinen Bodyguards, Haushältern und Fotografen.

„King’s Ransom“ ist über 100 Mal King aus der Kiste. Eine Sammlung für gemäßigte Anhänger und echte Fanatiker: Die einen können Glitzerkostüme bestaunen, die anderen endlich erfahren, welches Deo Elvis benutzte. „Ultra ban 5000“ hieß es, die Spraydose wurde posthum in Graceland gefunden. Genau wie die schwarz gebundene Bibel. Elvis hat wichtige Stellen darin mit Kugelschreiber unterstrichen, und zusammen mit den Handpuppen seiner Tochter ist das Buch wohl das persönlichste Exponat der Sammlung. Fünf Millionen Dollar ist diese angeblich wert. Zu den teuersten Stücken zählt die vergilbte Verleihkarte einer Schulbibliothek. Sie steckte in einem Märchenbuch, der zwölfjährige Elvis hat es sich ausgeliehen; es ist seine früheste dokumentierte Unterschrift.

Die Ausstellung zeigt, wie kreativ Elvis war. Dass er sich unter dem Namen Jon Burrows in Hotels einmietete. Dass er Visitenkarten für sich und seine Mitarbeiter entwarf. Und dass er ein Faible für objektiv hässliche Schmuckstücke hatte: Den Löwenkopf aus Gold und Diamanten trug er jahrelang als Halskette, den Silberring mit Türkisen schenkte er seinem Bodyguard. Die Ausstellung ist für alle, die den jungen, dynamischen Elvis in Erinnerung behalten wollen, nicht den fetten, medikamentensüchtigen.

Zwei Ausstellungsstücke sind in den USA geblieben, der Besitzer hatte Angst, die Deutschen würden sie nicht mehr hergeben: den Einberufungsbefehl, der Elvis 1958 nach Deutschland brachte. Und die Plakette, die Präsident Nixon ihm beim Treffen 1970 im Weißen Haus nach Empfang des Kritzelbriefs verlieh und die Elvis als Anti-Drogen-Kämpfer auswies. Ausgerechnet ihn! Sebastian Leber

Geöffnet bis 1. September täglich von 10 bis 22 Uhr in der Nürnberger Straße 50.

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