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Kino: Ab in die Waschanlage

Im Kino: Mit robustem Charme knüpft Kevin Smith in „Clerks 2“ an seinen Low-Budget-Hit von 1994 an

Für nur 27 000 Dollar hatte Kevin Smith mit „Clerks“ 1994 einen Film gedreht, der zum Markenzeichen der sogenannten Generation X wurde. Zwischen einer heruntergekommenen Videothek und dem ebenso verranzten Lebensmittelladen nebenan pendelte das Vorstadtleben der lethargischen Helden, die in ihren McJobs vor sich hin vegetierten. Viel passierte nicht in dem Film, aber er traf das Lebensgefühl seiner Zeit – mit präzisen, humorvollen Dialogen und Figuren, die es verstanden, gegen die Yuppie-Kultur jener Jahre anzustinken.

Seitdem hat Kevin Smith immer wieder versucht, an seinen Indie-Erfolg anzuknüpfen. Aber Filmen wie „Chasing Amy“ oder „Dogma“ fehlte das Zeitgeist-Kolorit des Regiedebüts. Nun besucht Smith mit „Clerks 2“ erneut die erschlafften Helden der Dienstleistungsgesellschaft. Der heimische „Quick-Stop“Laden ist längst abgebrannt. Dante (Brian O'Halloran) und sein Kumpel Randal (Jeff Anderson) verdingen sich nun in einem arg mäßig florierenden Fast-FoodImbiss. Aber Dantes Tage in den Suburbs von New Jersey sind gezählt. Demnächst wird er seine dominante Freundin Emma (Jennifer Schwalbach) ehelichen und mit ihr in Florida die Autowaschanlage der Schwiegereltern übernehmen. Obwohl Randal die Pläne seines langjährigen Kumpels missbilligt, organisiert er eine Abschiedsparty samt erotischer Tiershow. Dass Dante mit dem Umzug nach Florida auch die Affäre mit seiner attraktiven Vorgesetzten Becky (Rosario Dawson) beenden muss, erschwert zudem den Loslösungsprozess aus dem spätpubertären Provinzleben.

Erneut überzeugt Smith in „Clerks 2“ mit schlagfertigen Dialogen und derbem Humor, der die Grenzen des guten Geschmacks gezielt aus den Augen verliert. Weniger gelungen wirkt jedoch die Rahmenhandlung, in der die Etablierungsängste der Mittdreißiger und die Konflikte um Freundschaft, Loyalität und Erwachsenwerden allzu konventionell verhandelt werden. Dass die beiden am Ende den „Quick-Stop“-Laden wieder eröffnen, ist ein fauler Kompromiss, der das nostalgische Regressionsbedürfnis bedient und gleichzeitig die Integration der selbsternannten Vorstadt-Outlaws besiegelt. Martin Schwickert

In Berlin im Central (OmU), Cinemaxx Potsdamer Platz, Cinestar SonyCenter (OV), FT Friedrichshain, Kulturbrauerei, Moviemento, Off und Odeon (OmU)

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