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CITY Lights: Wenn drei sich lieben

Ältere Kinozuschauer kennen sie noch: Die nächtlichen Doppel- und Dreifachprogramme, in denen man sich bis ins Morgengrauen bei Cola und Schokolade Western oder Melville-Melancholie reinziehen konnte, um dann mit dem überfüllten Nachtbus nach Hause zu tuckern. Silvia Hallensleben ist melancholisch zumute.

Die Kinos waren halb leer, schön weitläufig und verranzt, das alte Off etwa oder das Filmkunst 66. Dessen Betreiber Franz Stadler hat die Tradition der Nachtprogramme vor einiger Zeit wieder aufgenommen, allerdings in heutiger Lebensweise angepasster Form: Es wird nur ein Film gegeben, das Kino ist modernisiert, und Ernst Lubitschs Serenade zu dritt (Freitag und Samstag um 22.30) fiele vom Genre eher in die Sonntagsmatinee. Auch wenn es keineswegs bieder zugeht: In ihrer amourösen Freizügigkeit würde sich die kurz vor Inkrafttreten des ominösen Production Codes realisierte Komödie um die Werbezeichnerin Gilda (Miriam Hopkins), ihren Chef Max (Edward Everett Horton) und zwei erfolglose Künstler (Gary Cooper und Fredric March als Maler resp. Dramatiker) durchaus als Alternative zum Gottesdienst eignen. Gilda ist klug, kann sich aber zwischen den beiden attraktiven Kerlen nicht entscheiden: Warum es nicht zu dritt versuchen? Aber ganz ohne Sex! Autor Ben Hecht hat aus Noel Cowards Bühnenstück eine funkensprühende Screwball-Komödie gemeißelt, und das Paris der Bohemiens (Hauptschauplatz neben London und New York) wurde von Paramount mit Mansarden-Romantik ausgestattet.

Nachfolgefilme gibt es unzählige. Doch den leichtfüßigen Lubitsch-Ton kriegte keiner mehr hin. Auch Claude Sautets César et Rosalie (Dienstag im Zeughaus) erzählt eine ähnliche Konstellation, ist aber mit melancholischen Untertönen ausgestattet: Rosalie (Romy Schneider) steht zwischen zwei Männern, von Yves Montand und Sami Frey schön kontrastierend interpretiert. Die Idee zur Ménage-à-trois entspringt hier nicht fraulich-pragmatischer Tatenlust, sondern männlicher Ratlosigkeit, passend bleibt auch Rosalie eher eine Projektion gegenüber der sich anbahnenden Männerfreundschaft.

Ein Lubitsch-Bewunderer war der japanische Regisseur Heinosuke Gosho (1902 –1981), dem das Arsenal noch bis Ende September eine Retrospektive widmet. Gosho war ein Meister der nuancierten Zeichnung kleinbürgerlicher Lebenswelten, doch er erzählt weniger von Aufbrüchen als von Entsagungen, in nüchterner, auf Mystifizierung verzichtender Manier. Banka („Elegy of the North“, 1957, Dienstag und Sonntag) ist ein auf der japanischen Nordinsel angesiedeltes Melodram über existenzielles Unglück, eheliche Untreue und Verzicht. Diesmal sind es zwei Frauen, die über den gemeinsamen Mann eine Annäherung versuchen. An der Einsamkeit ändert das nichts.

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