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Marlon Brando brillierte als Don Vito Corleone in "Der Pate".

© dpa

"Der Pate" wird 40: Herzlichen Glückwunsch, Don Vito!

Am 15. März 1972 kam der erste Teil der legendären "Pate"-Trilogie ins Kino. Das Leinwandepos über Drogen, Gewalt, Rache und Familienehre prägte das Bild der Mafia über Jahrzehnte - und schuf nach Ansicht der Schriftstellerin Petra Reski ein falsches Image.

"Ich werde ihm ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann." Dieser Satz Marlon Brandos aus dem Mafia-Epos "Der Pate" hat Filmgeschichte geschrieben - und gehört bis heute zu den beliebtesten Kino-Zitaten überhaupt. Vor 40 Jahren lief der erste Teil der legendären Trilogie über eine aus Sizilien stammende Sippe der berüchtigten Cosa Nostra in den amerikanischen Kinos an. Mit Brando in der Rolle Don Vito Corleones, einem der mächtigsten Mafiabosse von New York, stürmte das Drama über Rache, Erpressung, Drogen, Gewalt und Familienehre zu drei Oscars und acht Nominierungen. Es verhalf der Mafia aber auch zu einem Ruf, den Petra Reski zu harmlos findet.

"Menschen lieben unmoralische Helden", sagt die deutsche Schriftstellerin und Mafiaexpertin. "Die Mafia ist sich dieser Schwäche bewusst und versucht, ihr weltweites Image aufzupolieren." Reski hat zwei Bücher zur Thematik veröffentlicht, "Von Kamen nach Corleone - Die Mafia in Deutschland" (Hoffmann und Campe 2010) und "Mafia - Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern" (Droemer Verlag 2008). In ihren Augen zeichnen Filme wie "Der Pate" oder "Scarface" ein romantisches Bild der Mafia und stellen sie als "populären Robin Hood dar, der den Reichen nimmt und den Armen gibt". Literatur und Filme seien voll mit derartigen Verklärungen, die mit der Realität nicht viel zu tun hätten.

Fraglos gehört "Der Pate" trotz seiner 175 Minuten zu jenen Leinwandepen, denen man die Überlänge kaum anmerkt. Die Verfilmung des US-Regisseurs Francis Ford Coppola basiert auf dem gleichnamigen Weltbestseller des Italieners Mario Puzo und lief am 15 März 1972 in sechs New Yorker Kinos an. Die moralisch fragwürdige Geschichte eines Drogenhändlers, dem Familienbande alles bedeutet und Verrat als Todsünde gilt, avancierte zum Pop-Phänomen und rettete die Paramount Studios vor dem Ruin. Sensationelle 245 Millionen US-Dollar spielte der Überraschungserfolg ein, davon allein rund 110 Millionen im Ausland. Im Verhältnis zu den bescheidenen Produktionskosten von 6 Millionen US-Dollar ein traumhaftes Geschäft.

Zugleich habe "Der Pate" das Bild der mafiösen "Famiglia" in den Köpfen vieler Menschen verändert, sagt Petra Reski. Gerade weil er die brutale Handlung nicht als Kriminalgeschichte, sondern als Familiendrama erzähle: "Wir haben alle Familien. Und im Familienkreis wird unmoralisches Handeln besonders intensiv empfunden, das ist der Grund für den Erfolg." Die Familiensaga rufe einen "me-too!"-Effekt hervor. "Das war sehr hilfreich, nicht nur für den Film, auch für die Mafia." Bis heute sähen viele die Mafia zwar als grausames Netzwerk, aber eben auch als etwas Faszinierendes. Reski findet das bedenklich: "Der "Pate" war die beste Öffentlichkeitsarbeit für die Mafia in ihrer gesamten Geschichte. Leider."

Bruna Amaral arbeitet als Gastredakteurin acht Wochen lang für den Tagesspiegel. Sie stammt selbst aus Porto Alegre und ist über das internationale Journalistenaustauschprogramm IJP nach Berlin gekommen. In ihrer Heimat Brasilien schreibt sie für die Tageszeitung Zero Hora.

Bruna Amaral

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