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Schweighoefer

© ddp

Deutschlandpremiere: Wenig Beifall für "Der Rote Baron"

Tom Cruise soll begeistert sein, das Berliner Publikum reagiert dagegen verhalten: Der Film "Der Rote Baron" über den Kampfflieger Manfred von Richthofen erntet bei seiner Premiere nur dünnen Applaus.

"Hat Spaß gemacht!", rufen sich die Flieger nach einem gelungenen Luftkampf zu. Freiherr Manfred von Richthofen - genannt "Der Rote Baron" - und seine Kameraden wirken in diesem Moment wie Kinder, die Krieg spielen. Es sind verwöhnte Kinder. Während die Infanterie im Ersten Weltkrieg zwischen den Fronten aufgerieben wird, feiern die meist aus der Aristokratie stammenden Fliegerstaffeln ihre Siege mitten im Kriegsgebiet an üppig ausgestatteten Tafeln mit Alkoholischem aus Kristallgläsern. Der feine Pelzmantel wird auch im Kampfeinsatz nicht ausgezogen.

Matthias Schweighöfer spielt in "Der Rote Baron" den wegen seiner hohen Abschussquote mit seiner rotbemalten Fokker ebenso gefeierten wie gefürchteten Titelhelden. Bei der Deutschlandpremiere des Films am Montagabend in Berlin gab es für den 27-jährigen Schweighöfer und sein Team nur dünnen Applaus. "Der Rote Baron" startet am 10. April in den Kinos.

Die Filmfigur von Richthofen ist ein Mann, der lange nicht begreift, was Krieg wirklich bedeutet. Die Luftduelle mit den Kriegsgegnern sind für den jungen Deutschen im Jahr 1916 ausschließlich eine sportliche und technische Herausforderung. Erst die Liebe zu einer im Lazarett arbeitenden Krankenschwester (Lena Headey) öffnet ihm die Augen für das unsinnige Leiden und Sterben.

Zu pathetisch und unkritisch

Überzeugen kann der Film von Regisseur Nikolai Muellerschoen nicht. Vor allem in der ersten Hälfte gerät "Der Rote Baron" zu einem echten Helden-Epos, das fast ungefiltert die Phrasen der damaligen Zeit transportiert. Szenen in idyllischer Landschaft, viele Nahaufnahmen der Figuren und eine pathetische Musik tragen dazu bei, dass diese Geschichtsaufarbeitung nicht die nötige kritische Distanz wahrt. Auch der Wandel des 24-jährigen von Richthofen zum Kriegskritiker vollzieht sich nicht glaubwürdig.

"Es ist nicht nur ein Antikriegsfilm, sondern auch ein Action-Drama", erklärt Schweighöfer die Wirkungsweise des Films, der nach seinen Angaben von keiner der Filmförderanstalten unterstützt, sondern ausschließlich mit privatem Geld finanziert wurde. Es habe bei ihm zunächst schon ein Befangenheitsgefühl gegeben, von Richthofen zu spielen. "Die Verantwortung diese Rolle zu spielen, war schon groß."

Schweighöfer: "Er war ein Popstar"

Der "Rote Baron" sei ein Kriegsheld gewesen, der 80 feindliche Flieger abgeschossen habe und trotzdem abends ruhig ins Bett gegangen sei, sagte Schweighöfer. Die Familie von Richthofen habe den Film gesehen und sei auch über die kritischen Töne froh gewesen. "Er war ein Massenmörder, der sein Land verteidigt hat. Und er war ein Popstar, der Autogramme geschrieben hat."

An der Seite von Schweighöfer spielen Til Schweiger als einzelgängerischer und loyaler Fliegerkamerad Voss und Axel Prahl als General von Hoeppner. Der britische Schauspieler Joseph Fiennes ist in der Rolle des kanadischen Jagdpiloten Captain Brown zu sehen. Bei der Premiere waren Schweighöfers Co-Stars allerdings nicht dabei. Fiennes hatte seine Teilnahme aus privaten Gründen kurzfristig abgesagt. Wegen Urlaubs und Dreharbeiten waren auch Schweiger und Prahl nicht gekommen.

Cruise: "Wahnsinn, dass ihr das aus Deutschland gemacht habt"

Dagegen hat Hollywoodstar Tom Cruise den Film schon gesehen und war nach Angaben von Schweighöfer begeistert. Die Vorführung fand während der Berliner Dreharbeiten von Cruises Stauffenberg-Film "Walküre" im Hotelzimmer des US-Schauspielers statt. "Tom hatte sich im Hotel einen Kinoraum eingerichtet, Essen bestellt, und Suri musste ins Bett", erzählte Schweighöfer über seine Begegnung mit Cruise und seiner kleinen Tochter. "Dann haben wir uns zusammen den Film angesehen, und dann ist er aufgesprungen und hat gesagt: 'Wahnsinn, dass ihr das aus Deutschland gemacht habt'."

Elke Vogel[dpa]

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