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Lola Randl: "Die Besucherin" kann keinen Hunger stillen

Spröde: "Die Besucherin" von Lola Randl leidet unter Halbherzigkeit. Dem Film fehlt die innere Bewegung.

Manche Menschen leben, als wären sie bei sich selbst zu Besuch. Agnes zum Beispiel, Neurowissenschaftlerin in Köln, scheint am Geschick von Mann und Tochter kaum noch beteiligt. Wie gern sie die Rolle der verpflichtungsfreien Besucherin spielt, zeigt sich, als man ihr die Blumenpflege einer fremden Wohnung anvertraut. Halbe Tage und Nächte verbringt sie dort, am Ende mit einem wildfremden Mann auch im Bett.

Lola Randl, die der Förderpreis der Akademie der Künste für weitere Regietätigkeit ermuntert hat, versucht in ihrem ersten Kinofilm das Bild einer Frau zu entwerfen, die „von dem Bedürfnis überwältigt wird, aus ihrem Lebensplan auszusteigen“. Nur geht es ihr „weniger darum, Agnes rational zu begreifen, als vielmehr die Entstehung dieses Gefühls mitzuerleben“. Diese Halbherzigkeit wird dem Film zum Verhängnis. Weil Randl selbst nicht versteht, warum Agnes sich wie somnambul durchs Leben bewegt, muss sie auch für die Zuschauer ein Rätsel bleiben.

Was wusste die auf vielen Bühnen erfolgreiche Sylvana Krappatsch von ihrer Rolle? Wie verlegen steht, sitzt oder läuft sie durchs Set. Es wird oft Auto gefahren, etwa über die neue Rheinbrücke. Mit viel äußerer Bewegung gibt Lola Randl dem Kino, was es braucht, weniger jedoch eine innere Bewegung. Sympathie vermögen Samuel Finzi als Ehemann und Jule Böwe als ins Unglück laufende Schwester zu erringen. Sylvana Krappatschs mimische Ausdrucksmöglichkeiten muten indes gering an. Wo sie einmal die kühle Maske ablegen will, verzerrt das Gesicht ein Grinsen. Schroffe Bewegungen gelingen ihr besser, zum Beispiel, als sie die zärtliche Annäherung ihres Mannes mit dem Satz „Ich habe Appetit auf Pilzragout“ durchkreuzt. Dieser Heißhunger bleibt ungestillt, denn mitten beim Sammeln läuft Agnes schon wieder auf und davon. Sollte der Film nicht besser „Die Flucht“ heißen?

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