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Kultur: Kirche & Kälber

KABARETT

Die Dame ist in ein Dirndl gewandet, blusenlos, recht drall. Drei andere Gestalten kommen im Seitenschritt herein, am Körper Lederhosen, in den Händen das Serviererinnentuch. Kuhglocken, Weihrauch und auf den T-Shirts das Edelweiß: Das Vokaltrio Transalpin (Ingrid Hammer, Sigurd Bemme, Silvia Freund) und die Schauspielerin und Regisseurin Peggy Lucac wissen, was das Stichwort Österreich erwarten lässt. In ihrem Programm „Oh you my Austria“ besinnen sie sich ihrer Wurzeln – und reichen Schnittlauchschnittchen zum Wiener Aktionismus.

Im Café der Berliner Villa Elisabeth ( Invalidenstr. 4, 26.–28.2. sowie 4.-6./11.–13.3., 20 Uhr, Tel. 030/2835266) formiert man sich mal zur Gruppe, mal streift man im Publikum umher. Peggy Lukac demonstriert, dass sich eher inhaltsarme Lautgruppen wie etwa „Na geh woas, woas na geh, na, geh, nawoas“ wunderbar rhythmisieren lassen, auch ganze Sätze, werden sie nur oft genug wiederholt: „In einer Laube sitzen zwei und essen Schnitzel.“ Transalpin jodelt dagegen an, und die Dinge nehmen ihren fragmentarischen Lauf. Hübsch ist der Abend immer dann, wenn sich die Lust am Gruseln mit der Lieblichkeit leise versprengter Jodler mischt, wenn schwarzer Humor auf zart intonierte Heimatweisen trifft. Dann funktioniert er ähnlich wie das aktionistische Szenario, das Peggy Lukac zitiert: „Der Knabenchor singt, der Akteur schneidet das Brustfleisch des Lammes auf.“ Zum Abschied werfen die Darsteller ein wenig Korn. Im Gehen noch ein leises „Holleria“. Ein genüsslicher Landesverrat.

Katrin Kruse

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