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Kultur: Klang & Sang

Aufgeweckt: das Berliner „Ultraschall“-Musikfestival

„Das Geiern nach den Uraufführungen ist ein verbreitetes Phänomen, doch dann versinken viele Werke im Dauerschlaf – und werden oft erst postmortal wieder auferweckt“, so fasst Rainer Pöllmann, einer der beiden Leiter des Berliner Festivals für neue Musik „Ultraschall“, den Status Quo der Aufführungspraxis zusammen. Dass „Ultraschall“ zeitgenössische Kompositionen gar nicht erst entschlummern lässt, darin liegt sein Erfolg begründet. Denn das Festival, das vom 13. bis 25. Januar zum sechsten Mal in den Sophiensälen stattfindet, zeigt neue Musik nicht als Spartenphänomen einzelner, einmalig bleibender Konzerte, sondern in ihrer Entwicklung: Klassiker der Avantgarde ebenso wie Werke der letzten Jahre und – auch – Uraufführungen. Hier wird etwa „Apónivi“ zu hören sein, eine Komposition von Michael Riessler, die er für Ultraschall neu bearbeitet hat. Salvatore Sciarrino, Chaya Czernowin und Olga Neuwirth werden mit mehreren Werken portraitiert.

Zugleich wagt sich das Festival, das in Kooperation von DeutschlandRadio Berlin und dem RBB veranstaltet wird, erstmals an szenische Formen heran. So wird ein Werk aus dem Musiktheater, die Kammeroper „Cuerpos Deshabitados“ von José-María Sánchez-Verdú und Marina Bollain, gezeigt. Daniel Kötter und Sasha Waltz hingegen haben eine Video-Installation zu Iannis Xenakis’ Ballettmusik „kraanerg“ geschaffen. Neu ist auch die „Late Lounge“, wo Hörspiele mit Klängen neu abgemischt werden (Infos im Netz unter: www.dradio/ultraschall.de).

Doch auch „alte Bekannte“ sind dabei, Ensembles ebenso wie Konzertformate. Die „Lange Nacht des Klaviers“ etwa oder „Dialogos“, wo Musik und Lyrik in einen Diskurs treten: diesmal Wolfgang Rihm und Paul Celan. Bei der Programmvielfalt bleibt zu hoffen, dass Pöllmann Recht behält: „Nach den Weihnachtsoratorien sind die Leute hungrig auf neue Musik.“

Katrin Kruse

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