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Kultur: "Klangkörper": Strapatentaten

Einige Elemente aus "Klangkörper", der neuen Show im Chamäleon, waren bereits andernorts zu sehen: Kein Wunder, tüfteln doch Tuan Le und seine musizierenden Kumpane seit etwa anderthalb Jahren an ihrem Programm. Der vietnamesische Jongleur aus Tempelhof schafft es tatsächlich, die frei umherschweifenden Jazzmucker Lito Tabora, Earl Bostic und Michael Clifton bis heute bei der Stange zu halten - einer seiner Jonglage-Utensilien, die ebenso rasant in die Höhe stieben wie der zentrale Sound dieses grenzüberschreitenden Musik-Spiel-und-Tanz-Bilderbogens.

Einige Elemente aus "Klangkörper", der neuen Show im Chamäleon, waren bereits andernorts zu sehen: Kein Wunder, tüfteln doch Tuan Le und seine musizierenden Kumpane seit etwa anderthalb Jahren an ihrem Programm. Der vietnamesische Jongleur aus Tempelhof schafft es tatsächlich, die frei umherschweifenden Jazzmucker Lito Tabora, Earl Bostic und Michael Clifton bis heute bei der Stange zu halten - einer seiner Jonglage-Utensilien, die ebenso rasant in die Höhe stieben wie der zentrale Sound dieses grenzüberschreitenden Musik-Spiel-und-Tanz-Bilderbogens.

Vor allem Saxofonist Mack Goldsbury spielt sich aus seiner introvertierten Position begeisternd ins Rampenlicht, serviert beispielsweise dem Duo Gorodji die coolen Saxofontöne zum souveränen act der aufregend publikumsnahen Strapaten an ihren vertikalen Gummiseilen. Hier interagiert jeder permanent mit jedem, so gekonnt und originell wie einst im innovativen Mai dieses Hauses, damals noch an den Hackeschen Höfen.

Vor Daniele Drobnys funktionellem Bühnenbild - praktisch, quadratisch, gut - trifft Tuan als Wanderer zwischen Asien und Europa aufs vielfarbige Varieté-Personal. Auf das Akrobatenpärchen Dinh & Van Anh, seine echten Verwandten, auf den sympathischen Komödianten Gusti K. ; schließlich auf den Stepptänzer Rob Brown im Kreise eines Mafia-Balletts vom Clan der Grauen Anzüge, in welches sich "Handy-Man" Jeff Hess aufs Seriöseste einfügt. Bis sein innerer Clown zum Ausbruch kommt.

Was anfangs, im Kontext des swingenden Miteinanders, funktioniert, gerät allerdings nach der Pause hart an den Rand eines künstlerischen GAUs. In seinem ungebremsten Solo wärmt der Comedy-Ami Sponti-Gehampel von gestern auf und reißt ein schmerzhaftes Loch in die sonst so wunderbar dichte Inszenierung von Markus Pabst. Wie konnte das passieren? Schulden? Mitleid? Vollmond?

Norbert Tefelski

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