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HÖREN: Klangmeister des Kaiserreichs

Waren das noch Zeiten, als man für die Staatsbibliothek spenden konnte und zum Dank dafür in den Adelsstand erhoben wurde, als draußen auf der Straße die Pferdebahn fuhr und drinnen im Salon am frühen Abend gern gemütlich Klavier gespielt wurde. Victor Klemperer hat in seinem „Curriculum Vitae“, Alfred Kerr in seinen Briefen aus Berlin reich ausgeschmückte Gemälde dieser Jahre gezeichnet.

Waren das noch Zeiten, als man für die Staatsbibliothek spenden konnte und zum Dank dafür in den Adelsstand erhoben wurde, als draußen auf der Straße die Pferdebahn fuhr und drinnen im Salon am frühen Abend gern gemütlich Klavier gespielt wurde. Victor Klemperer hat in seinem „Curriculum Vitae“, Alfred Kerr in seinen Briefen aus Berlin reich ausgeschmückte Gemälde dieser Jahre gezeichnet. Übrigens jedes Mal ohne Seitenblicke auf die Musik, wahrscheinlich lag den beiden mehr an Literatur und Theater.

Jedenfalls scheint diese Epoche auch dem 1866 im sächsischen Königstein geborenen Georg Schumann gefallen zu haben, geht man von der Zuversicht und Ausgeglichenheit aus, die aus seinen Werken klingt. In der Musikbibliothek Unter den Linden liegt der kompositorische Nachlass des 1900 zum Direktor der Berliner Sing-Akademie ernannten Schumann, der mit dem großen Robert Schumann nicht in biologischer, aber wohl in musikalischer Ahnenschaft verwandt war. Autografe, Briefe und Konzertprogramme warten geduldig vor sich hin, bis endlich ein findiger Autor das Abenteuer einer ganz besonderen Lebensgeschichtsschreibung unternehmen wird.

Denn kaum jemand hat so prägend in das Berliner Musikleben hineingewirkt wie Georg Schumann, der seine Sing-Akademie ein halbes Jahrhundert lang als Chordirektor leitete. Außerdem übernahm er eine Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste und trat im In- und Ausland als musikalischer Repräsentant der Stadt auf. Beim Komponieren seiner über hundert Werke nahm Georg Schumann zwar gern Anregungen von Kollegen wie Wagner, Strauss, Gustav Mahler oder Hugo Wolf auf, doch am Ende blieb er, ganz der ausgeglichene Kaiserreichskomponist, mit seiner Musiksprache trotzdem bei sich selber und einer noch heute umwerfend positiven Ausstrahlung.

Zu hören ist all dies auf einer Reihe von Aufnahmen, die das Label cpo seit einiger Zeit herausbringt. Zuletzt ist eine wunderbare Einspielung mit dem Münchner Rundfunkorchester unter Christoph Gedschold erschienen, mit einer Serenade und einer Symphonie, die dem 22-jährigen Schumann den Sieg bei einem Berliner Kompositionswettbewerb einbrachte, überdies eine fabelhafte Aufnahme mit Liedern und Klavierstücken, die Silvia Weiss (Sopran) und die Pianistin Karola Theill vorgelegt haben.

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