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Klaus Lederer bekleidet im neuen Senat dasselbe Amt wie im alten. Hier ist er im Gespräch mit Bettina Jarasch.

© dpa/Joerg Carstensen

Klaus Lederers zweite Amtszeit: Kultur muss wieder für alle da sein

Berlins Kultursenator Klaus Lederer skizziert im Abgeordnetenhaus die Leitlinien seiner Politik für die neue Legislaturperiode.

Oppositionspolitiker haben immer ein offenes Ohr für schlechte Nachrichten – wenn sie von der aktuellen Regierung kommen. Er habe gehört, sagt der CDU-Abgeordnete Robbin Juhnke, dass im kommenden Doppelhaushalt auf die Kultur pauschale Minderausgaben in Höhe von 40 Millionen Euro zukämen. Da muss der zuständige Senator natürlich widersprechen.

Nein, betont Klaus Lederer, diese Vorgabe sei vom Tisch, tatsächlich würde sein Etat 2022/23 nach den jetzigen Planungen sogar „reale Aufwüchse“ beinhalten. Bei den mittelfristigen Investitionen dagegen müsse er wohl Prioritäten setzen.

Lederer ist in den Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses gekommen, um seine Leitlinien für die neue Legislaturperiode zu skizzieren. Nach Gerhard-Schröder-Art will er seiner zweiten Amtszeit nicht alles anders, aber vieles besser machen. Beispielsweise will sich seine Verwaltung künftig noch intensiver darum bemühen, bezahlbare Ateliers und Proberäume zu sichern oder gar neu zu schaffen. „Kulturpolitik ist Infrastrukturpolitik“, lautet Lederers Motto.

Ein Fokus liegt auf der Förderung von Bibliotheken

Das gilt auch für die Festanstellung von Musikschullehrern, bei der die angestrebte 25-Prozent-Quote noch nicht erreicht werden konnte. Oder für die Bibliotheken, die durch einen Entwicklungsplan in ihrer Funktion als „dritte Orte“ gestärkt werden sollen, also als soziale Treffpunkte, an denen sich Menschen begegnen können, ohne dem Konsumzwang ausgesetzt zu sein, der kommerzielle Freizeitangebote kennzeichnet.

Unter die Arme greifen will der Senator jenen privaten Kulturanbietern und Freiberuflern, denen die Pandemie hart zugesetzt hat. Die wirtschaftlichen Nachwirkungen der Lockdowns sollen abmildert werden, durch Finanzhilfen beim Neustart des Spielbetriebes, aber auch bei Investitionen, die während der beiden Coronajahre aufgeschoben werden mussten. 

Diesmal soll es mit dem Kultursommer klappen

Und weil der Kultursenator ein aufrechter Linker ist, will er mit drei Projekten die „Teilhabe-Schere“ ein wenig schließen, die in der Pandemie noch weiter aufgegangen ist. Nicht mehr nur Restkarten sollen die Bühnen für die Aktion des Drei-Euro-Tickets zu Verfügung stellen, sondern feste Kontingente, um einen niedrigschwelligen Zugang zur Kultur zu ermöglichen.

Ganz kostenfrei soll das „Jugendkulturticket“ sein, dass es Kindern und Teenagern erlaubt, den Zauber der Live-Aufführungen zu entdecken. Und besser als das Projekt „Draußenstadt“, das 2021 weitgehend an der Blockadehaltung der Bezirke scheiterte, soll diesmal der „Kultursommer“ funktionieren, der am 21. Juni starten wird und Gratis-Veranstaltungen unter freiem Himmel bietet.

Viele Fragen haben die Parlamentarier im Anschluss an Lederers tour d’horizon, doch nur wenig Konkretes kann der Senator anbieten. Angesprochen auf den Investitionsstau beim Museumsdorf Düppel, sagt er: „Wir können nicht alle Probleme gleichzeitig lösen“. Und als es um die Zukunft von ICC und Flughafen Tempelhof geht, verweist der Senator darauf, dass beide Immobilien nicht zu seinem Ressort gehören. Kulturelle Zwischennutzungen der ikonischen Gebäude aber kann er sich immerhin vorstellen.

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