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 „Accessoires“ von Fritz Balthaus (2016)

© Fto: oStella A.

Kleine Eingriffe, verblüffende Wirkung: Vom Winde verdreht

Fünf zeitgenössische Künstler spüren in der Galerie Stella A. dem surrealen Moment nach.

Nicht bloß Kinder drücken sich derzeit die Nase am Fenster der Galerie Stella A. platt. Ein Mitte-Hipster zückt sein Handy, um den Handschuh von Fritz Balthaus zu fotografieren. Verloren liegt das Accessoire aus schwarzem Leder draußen auf der Fensterbank. Ein gewohnter Anblick – würde der Künstler das Objekt nicht von drinnen mit einem zweiten Handschuh spiegeln.

So stellt sich ein surrealer Moment ein, der die Passanten stutzen lässt. Und so geht es weiter in der feinen Ausstellung, in der mit Balthaus insgesamt fünf Künstler ausloten, wann das Alltägliche ins Besondere driftet. Die japanische Malerin Nanaé Suzuki verdoppelt zum Beispiel „Die fröhliche Hausfrau“ (1800 Euro) und nimmt der Szenerie damit alles Banale. Peter Scior errichtet auf monochromen Farbgründen Gebäude, die der Realität entstammen. Ihre Rekonstruktion aus der Erinnerung und der Verzicht auf Bewohner macht aus ihnen allerdings Konstrukte, in denen es allein um Licht und Schatten, Raum und Zeitlichkeit geht. „Pavillon 1“ und „Pavillon 2“ (je 2000 Euro) heißen die stillen Architekturen, die sich wie im Nebel unerreichbar vor einem erheben. Verblüffend sind die kleinen Ölgemälde (je 1800 Euro) von Milena Aguilar. Dass sie plein air entstehen, glaubt man sofort, die frischen Farben und ihre Luftigkeit assoziieren französische Landschaften des späten 19. Jahrhunderts. Dabei geht die 1968 Geborene gerade einmal vor die Tore Berlins und schaut mit wachem Blick auf jene wilden Brachen, die der wachsenden Stadt zum Opfer fallen.

Mit den Tuschezeichnungen von Andreas Seltzer, dessen „Wiepersdorfer Tagebuch“ aus einer Idylle ein abenteuerliches „Graphic Diary“ macht, komplettiert sich das Quintett, dem die Galerie mit leiser Ironie fünf Qualitätssterne verleiht. Das passt zu Balthaus’ Fortsetzung der Fensterarbeit „Accessoires“: Eine winzige Stanniolkugel, die ebenfalls gespiegelt wird. Doch um sie zu finden, muss man Handy gegen Lupe tauschen.

Galerie Stella A., Gipsstr. 4; bis 2. 4., Mi 14–18 Uhr, Do–Sa 14–19 Uhr

Von Christiane Meixner

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