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Installationsansicht der Quirin-Bäumler-Schau in der KM Galerie.

© Sebastian Meyer

KM Galerie zeigt Quirin Bäumler: Gipswesen aus der Zwischenwelt

Masken verbergen. Sie können aber auch enthüllen. Quirin Bäumler nutzt sie, um in einer Berliner Schau über die menschliche Existenz nachzudenken.

Welchen Einfluss hat der Mond auf uns, wenn er am Himmel leuchtet? Diese Frage stellt der Bildhauer Quirin Bäumler bin der KM Galerie immer wieder. Der Künstler selbst hat die Mondlandung vor 50 Jahren als Kind im Fernsehen gesehen.

Doch obwohl man damals plötzlich wusste, wie die Mondoberfläche aussieht und dass die Erde von dort wie ein blauer Ball aussieht, war das Mysterium um den Himmelskörpers noch lange nicht gelöst.

Vielmehr galt es anzuerkennen, dass es verschiedene Welten gibt. Mit deren Zwischenstadien beschäftigt sich Bäumler in seinem Werk. Die aktuelle Ausstellung verhandelt Stadien zwischen Leben und Tod, oben und unten, Negativ und Positiv.

Bäumler formte Wesen aus Ton und Gips, die man nie ganz einer Welt zuordnen kann. Da ist zum Beispiel eine kleine Tonfigur in Sitzhaltung in einem Regal als Gesamtkunstwerk (18 000 Euro), die der Künstler mit wenigen Fingerspuren andeutet. Ob sie präsent ist oder tief meditierend, hält das abstrakte Gesicht verborgen.

Auf den Regalbrettern reihen sich weitere amorphe Wesen, organisch wirkende Formen und Masken. Die möbelartige Konstruktion kommt aus Bäumlers Atelier. Das feingliedrige Gestell wird mit schweren Zementklötzen am Boden gehalten und ist durch eine vorgebaute Holzwand abgeschirmt.

Masken als Symbole des Übergangs

Oft lohnt es sich, näher heranzutreten und die Kleinskulpturen genauer zu betrachten. Wie bei einer schnurähnlichen Form, deren Dualität – sie wirkt körperlich und gleichzeitig leblos – dann besonders hervortritt.

Diesen Schwebezustand thematisieren Bäumlers Abdrücke von Totenmasken auf dem Regal aber am konkretesten. Einer der Abdrücke stammt vom Großvater des Künstlers, der andere ist eine Nachformung der Maske des russischen Dichters Alexander Puschkin. Weil die Originale kurz nach jenem Moment des Sterbens entstanden, stellen auch sie einen Übergang dar.

[KM Galerie, Mehringplatz 8; bis 19. Oktober, Mi–Sa 14–18 Uhr]

Bäumler goss die Masken aus dem immer noch flüssig wirkenden Kunststoff Epoxyd und wählte auffällige Farben wie Orange und Giftgrün. Das gibt den liegenden Gesichtern im Regal eine magische und unwirkliche Aura.

Auf den Mond stößt man in der Ausstellung immer wieder – sei es in einem Negativguss als heller Kreis (4800 Euro) oder als Wölbung in der Galeriewand, die man sofort mit dem Himmelskörper verbindet, weil sie von einer Lampe angestrahlt wird. Spätestens hier wird deutlich, was Bäumler dank seiner Andeutungen gelingt: Seine Zwischenwelten generieren mystische Momente, die auf einen selbst wirken.

Lorina Speder

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