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Kultur: Kobras, übernehmen Sie!

Edler Leinwand-Trash: „Snakes on a Plane“

Ende der Achtziger eroberten die NoName-Produkte die Supermarktregale. Plötzlich stand im schlichten Zweifarb-Druck nicht „Hakle feucht“, „Alouette“ oder „Happy End“, sondern bloß „Toilettenpapier (zweilagig)“ auf der Plastikfolie. Der Trick funktionierte. Nicht nur, weil diese Produkte billiger waren, sondern weil sie schon auf dem Etikett im Blendwerk alltäglichen Konsums ein wenig Ehrlichkeit suggerierten.

Mit der gleichen Strategie arbeitet David R. Ellis „Snakes on a Plane“. Der schlichte Titel bezeichnet genau das, worum es in diesem amüsanten Katastrophenthriller geht: um Schlangen in einem Flugzeug. Genauer gesagt: viele Schlangen. Und diese Idee entwickelt der Regisseur mit viel Liebe zum fiesen Detail. Die schmale Rahmenhandlung: Ein Surfer (Nathan Phillips) wird auf Honolulu Zeuge eines Mordes und vom FBI dazu verpflichtet, vor Gericht gegen einen Mafiaboss auszusagen. Letzterer will den Kronzeugen, der von dem erfahrenen Bundespolizisten Flynn (Samuel L. Jackson) begleitet wird, auf dem Rückflug von der Südsee nach Los Angeles eliminieren. Aber statt Sprengstoff bringt der Mobster einen Container mit hochgiftigen Schlangen zum Einsatz.

Während in der ersten halben Stunde die Passagiere vom Flitterwochenpaar über eine alleinerziehende Mutter bis zum eitlen Rap-Star samt Bodyguards vorgestellt werden, kann das genreerfahrene Publikum schon Wetten darüber abschließen, in welcher Reihenfolge die Reisegesellschaft dezimiert werden wird. Bald platzt der Container, und die eigentlichen Stars – Vipern, Kobras, Pythons, Klapperschlangen und allerhand anderes Reptilienmaterial – entern den Passagierraum. Durch alle möglichen Öffnungen kreucht und fleucht es, und mit viel Fantasie werden von der Genitalattacke auf einen Stehpinkler bis zur Ganzkörperverspeisung die Beißvariationen und Sterbeszenarien durchgespielt.

Und, siehe da, das dünne Konzept trägt für ebenso spannende wie humorvolle Kinounterhaltung. Samuel L. Jackson gibt den leitenden Schlangenbekämpfer mit gewohnter Macho-Contenance. Auch wenn seine größte schauspielerische Leistung darin besteht, immer bierernst dreinzublicken, ist es vor allem ihm zu verdanken, dass dieses hoch dotierte B-Movie in die Liga des Edel-Trashfilms aufsteigen darf.

In 15 Berliner Kinos, OV im Cinestar Sony-Center

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