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Kultur: Königskinder

ALL THAT JAZZ Christian Broecking über eine Verdammung der Geschichte In ihrer Autobiografie „Meine schwarze Seele“ erinnerte sich Nina Simone sehr genau an den 4. April 1968, den Tag, an dem Martin Luther King durch ein Attentat getötet wurde.

ALL THAT JAZZ

Christian Broecking über

eine Verdammung der Geschichte

In ihrer Autobiografie „Meine schwarze Seele“ erinnerte sich Nina Simone sehr genau an den 4. April 1968, den Tag, an dem Martin Luther King durch ein Attentat getötet wurde. Sie gab kurz darauf ein Konzert, das in Ausschnitten auf der LP „Nuff Said!“ erschien. Ihre aufwühlende Version von „Mississippi Goddam“ blieb jedoch fast 30 Jahre im Archiv, bis sie in der vollständigen Fassung als Teil der „Dr. Martin Luther King Jr. Suite“ auf der „Saga of the Good Life and Hard Times“CD veröffentlicht wurde. Darauf dokumentiert auch „Why (The King Of Love Is Dead)“ in seltener Offenheit den Ausdruck von Wut, Kraft und Selbstzweifel, nachdem der Traum von einer friedlichen, gewaltlosen Gesellschaftsveränderung ausgeträumt war. Kurz nach ihrem Tod ist jetzt bei Verve die opulente 4-CD-Box „Four Women: The Nina Simone Philips Recordings“ mit Musik von insgesamt 7 LPs erschienen, die die „Civil Rights Diva“ zwischen 1964 und 1966 aufnahm. Bei fast allen Stücken ist übrigens der Gitarrist, Flötist und Komponist Rudy Stevenson dabei, der heute in Berlin lebt und hier regelmäßig mit seinen Blues- und Jazz-All-Star- Bands auftritt.

Für den Chigaoer Schlagzeuger Ted Sirota ist Nina Simone schon immer die größte Inspiration gewesen, so groß, dass er seiner ältesten Tochter den Namen Taima Simone Sirota gab. Auf www.tedsirota.com trauert er nicht nur um Nina Simone, sondern feiert zugleich die Dixie Chicks für ihre konsequente Anti-Bush-Haltung während des Krieges. „The Rule of Three“ heißt die aktuelle CD seines politischen Jazz-Trios Rebel Souls, mit dem Sirota morgen im b-flat zu entdecken ist (21 Uhr).

Als Star-Trompeter Wynton Marsalis vor zwei Jahren mit dem Lincoln Center Jazz Orchestra in der Berliner Philharmonie auftrat, jammte er danach noch bis zum Morgengrauen im A-Trane. In diesem Sommer ist er für das Soultrane gebucht. Angekündigt ist er für den 10. und 11. Juli, für den Event der Sommer-Jazz-Saison in Berlin gibt es noch Karten im Vorverkauf. Weitere Highlights: Tania Maria mit brasilianischem High- Energy-Jazz heute im Quasimodo und die neue Überjam-CD und -Band des Gitarristen J ohn Scofield am Mittwoch im Quasimodo (jeweils 22 Uhr).

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