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Kultur: Komm, flieg mit mir

ALL THAT JAZZ Christian Broecking über eine neue Stimme und skeptische Töne Der völlig unerwartete Erfolg von Norah Jones rettete zwar das Traditionslabel Blue Note vor der hausinternen Abwicklung durch den Mutterkonzern EMI, schwemmte aber auch ein Überangebot von jungen neotradionalistischen Sängerinnen auf den Markt, die man nicht unbedingt vermissen würde. Vor einem Jahr trat Jones noch im New Yorker Musikclub Living Room vor 50 Leuten auf, jetzt sind von ihrem Blue Note Debüt „Come Away With Me“ schon über sechs Millionen CDs verkauft, das Album ist für acht Grammys nominiert.

ALL THAT JAZZ

Christian Broecking über

eine neue Stimme und skeptische Töne

Der völlig unerwartete Erfolg von Norah Jones rettete zwar das Traditionslabel Blue Note vor der hausinternen Abwicklung durch den Mutterkonzern EMI, schwemmte aber auch ein Überangebot von jungen neotradionalistischen Sängerinnen auf den Markt, die man nicht unbedingt vermissen würde. Vor einem Jahr trat Jones noch im New Yorker Musikclub Living Room vor 50 Leuten auf, jetzt sind von ihrem Blue Note Debüt „Come Away With Me“ schon über sechs Millionen CDs verkauft, das Album ist für acht Grammys nominiert. Ihr Produzent Arif Mardin war gerade mit der Sängerin Dianne Reeves im Studio, um ihr nächstes Album aufzunehmen, das im Herbst bei Blue Note erscheinen soll. Die grammyverwöhnte Reeves erhielt vor einem Jahr die begehrte Auszeichnung in der Sparte „Best Vocal Jazz Album“ für ihre der Sängerin Sarah Vaughan gewidmete CD „The Calling“. Reeves, die beste Jazzsängerin ihrer Generation, ist am Dienstag um 23 Uhr 45 mit ihrem Trio im WDR Fernsehen zu sehen.

Der Jazzmusiker des Jahres, Wayne Shorter , bezeichnet die sich selbst am Klavier begleitende Norah Jones als einen Wiedergewinn von Substanz auf dem musikalischen Terrain. Sie drücke Selbstbewusstsein und Jugendlichkeit aus - weit entfernt von den Mustern im Pop und Retro-Jazz der letzten Jahre. Was Jones für den Pop repräsentiert, fordert Shorter auch für den Jazz. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Frage, wie der Jazz sich aus der kleinen engen Box befreien kann, in der er seit Jahrzehnten steckt. Shorter spricht von der Erforschung neuer Ausdrucksmöglichkeiten, von neuen, an die Kammermusik angelehnten Kompositionsformen. Mit seinem aktuellen Quartett, mit dem er am 21. März in der Kölner Philharmonie auftritt, hat Shorter nun ein Niveau von Interaktion erreicht, das an die besten Tage des Sechzigerjahre-Jazz erinnert, als vieles noch neu und offen war. Der neue Jazz kommt mit dem Spirit einer musikalischen Revolution, sagt Shorter.

Jedoch, allein die Tatsache, dass Menschen eine Nationalhymne singen und danach in den Krieg ziehen, zerstört in seinen Augen jeden Gedanken daran, dass Musik per se eine friedensstiftende Kraft habe. Für den Saxofonisten Wayne Shorter ist in Zeiten des Krieges die gesellschaftliche Funktion und mögliche politische Wirkung des Jazz grundlegend in Frage gestellt. Am Sonnabend um 0 Uhr 40 ist Wayne Shorter mit dem Pianisten Herbie Hancock auf 3Sat zu sehen.

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