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Paul David Hewson (Bono) in der Mercedes-Benz-Arena.

© Paul Zinken/dpa

Konzert der Rockband: U2 und Berlin - eine lange Liebe

Blick zurück ohne Zorn: U2 beenden ihre „Experience and Innocence“-Tour mit einem bewegenden Konzert in Berlin.

Berlin ist für U2 nicht irgendeine Stadt. Die besondere Beziehung der irischen Band zur Hauptstadt reicht bis Anfang der 90er Jahre zurück, als sie im Hansa Tonstudio das Album „Achtung Baby“ aufnahm. Daher war die Veranstaltung, mit der U2 ihre „Experience and Innocence“-Tour in der Mercedes-Benz Arena beendeten, zweifellos eine besondere Nacht.

U2-Konzerte unterscheiden sich von anderen Rock-Acts dadurch, dass es nicht allein um die Songs geht. Mehrere Bühnen, Scheinwerfer, Videokunst – 40 Jahre Hits und Hymnen werden an diesem Abend zu einer einzigen kreativen Vision verschmolzen. Vielleicht ist dies der Weg der Band, die Fans für ihre jüngsten Alben zu entschädigen, die alles andere als Meisterwerke waren.

Und da sind die glorreichen vier: Der eine, Bono, ist wahrscheinlich der charismatischste Performer, den Europa auf außerpolitischem Gebiet zu bieten hat; der zweite, The Edge, ist ein aufregender Gitarrist mit eigenem Sound und Stil; und der dritte und vierte, Larry Mullen jr. am Schlagzeug und Adam Clayton am Bass, sind eine verdammt gute Rhythmusgruppe. Zusammen bilden sie eine Kampfeinheit, die alles erobert, was ihr im Weg steht.

Bono klingt ziemlich gut

Als das Konzert beginnt, steht schon einmal fest: Bono, dem zuletzt die Stimme abhandengekommen war, klingt ziemlich gut. Er schafft die Höhen – und Höhepunkte – von Songs wie „Beautiful Day“ („The last time I couldn’t sing it“, lässt er das Publikum wissen) oder „Who’s Gonna Ride Your Wild Horses“. Katzenartig bewegt er sich durch die Arena und sorgt dafür, dass sich niemand im Publikum unangesprochen fühlt. Insbesondere bei „The Fly“ zeigen Bono und The Edge nicht nur ihre eigenen außergewöhnlichen Fähigkeiten, sondern auch ihre einzigartige Verbindung.

Tatsächlich scheint dies das Thema der Tour zu sein: Freundschaft und Loyalität, Überwindung von Streit und Hindernissen. Das ist der rote Faden, der sich aus Bonos Ansagen ergibt. Von der komplizierten Liebe zu seinem Vater bis zu Lobpreisungen Berlins als einer aus der Asche erstandenen Rose: U2 sind jetzt in einer Phase des Blicks zurück ganz ohne Zorn und sehen auch anbrechenden dunkleren Zeiten zuversichtlich entgegen. Wenn Tausende lauthals in den Text von „One“ einstimmen und „Pride (In The Name Of Love)“ mitsingen, scheint die Gefahr schon abgewendet, bevor sie aufgezogen ist. „Wir machen uns nun auf und davon“, sagt Bono und schürt Sorgen um die Zukunft von U2. Nach einem Konzert wie diesem möchte man nur hoffen, dass sie hier noch lange nicht endet.

Einav Schiff

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