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Kultur: Krzysztof Zanussi: Dänen sind sexy

Sein Vater habe immer gesagt, US-Filme seien nur was für Dienstmädchen, erinnert sich Krzysztof Zanussi. Wer in den 50er Jahren auf sich hielt, schaute sich europäische Filme an.

Sein Vater habe immer gesagt, US-Filme seien nur was für Dienstmädchen, erinnert sich Krzysztof Zanussi. Wer in den 50er Jahren auf sich hielt, schaute sich europäische Filme an. Sollte der europäische Film ein Problem haben, weil es das Bürgertum nicht mehr gibt? Jedenfalls, so der polnische Filmemacher, fehlt heutzutage die europäische Vision einer im Vergleich zu den USA kultivierteren Lebensart. Amerika, bedauert Zanussi, habe uns kolonisiert.

Das alte Lied. Max Dehmel schlägt in dieser von der "Zeitschrift für KulturAustausch" anberaumten Runde andere Töne an. Der ehemalige Film-Referatsleiter des Kulturstaatsministers erinnert daran, dass die einst so erbittert verteidigte "exception culturelle" längst der Rede von der "kulturellen Vielfalt" gewichen sei. Zu dieser Vielfalt müssten wir stehen. In der Tat: Den europäischen Film gibt es nicht. Es gibt einen hohen US-Marktanteil (der bei einem deutschen Schnitt von jährlich zwei Kinobesuchen kaum zur Kolonisierung der Fantasie führen dürfte) und einen nationalen, den es weiter zu fördern gilt. Der Rest ist Geschwätz - oder gefloppt. Erfolgreiche Euro-Blockbuster nach US-Maßstab sind seit Bertoluccis "Der letzte Kaiser" Geschichte. Die Stories zählen, ruft Filmverleiher Johannes Klingbeil. Stimmt: Wir Dänen, sagt der Filmjournalist Bille Steen, gelten wegen der Dogma-Filme als so sexy, dass neuerdings amerikanische Produzenten mit dicken Geldkoffern in Kopenhagen einfliegen.

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