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Kunst: München macht sich mit zwei Messen Konkurrenz

Es wird eng in der Kunst- und Antiquitätenmetropole München: Der gemeinsame Messeteppich ist in viele kleine Stücke zerschnitten, doch die Qualität des Angebots überzeugt.

Barocke Lebensart, Liebe zu Kunst und Antiquitäten – sie zeichnen München aus. Doch die traditionsreichste und älteste „Kunst Messe München“ hat sich nach mehr als einem halben Jahrhundert voller Querelen selbst den Garaus gemacht. In das historische Post-Casino am Hauptbahnhof ist nun die „54. Kunst Messe München – Fine Art & Antiques“ eingezogen: 34 Kunst- und Antiquitätenhändler fanden nach ihrem Debüt vergangenes Jahr im Haus der Kunst eine neue, ansprechende Bleibe. Während der Deutsche Kunsthandelsverband das Markenzeichen „Kunst Messe München“ an das junge Unternehmen vergeben hat, gastiert parallel eine gleich große Zahl von Spitzenhändlern in den 15 Prestigegeschäften von Konrad O. Bernheimer, Daxer & Marschall und Florian Sundheimer als „Munich Highlights“ um den zentralen Odeonsplatz. Unter demselben Label peilt der renommierte Altmeisterhändler Bernheimer für 2010 mit 19 Gründern der Kunst- und Antiquitätenmesse Tefaf (Maastricht) eine jährliche Verkaufsschau auf höchstem Niveau im Haus der Kunst an. „Wir gehen von einer Zusage aus. Die Verhältnisse dort sind zwar eng, aber bis zu 60 Aussteller können wir dort angemessen präsentieren,“ meint Bernheimer.

Dass der Veranstalter der „54. Kunstmesse München – Fine Art & Antiques“, der Kieler Unternehmer Wolf Krey, ebenfalls eine Zusage für das Haus der Kunst bis 2011 hat und gerade prozessiert, davon hat Bernheimer „gehört“. Er rechnet dennoch fest mit einer Messe unter seiner Ägide am legendären Ort. Im Haus der Kunst hat schließlich vor 54 Jahren die Geschichte der deutschen Kunst- und Antiquitätenmesse begonnen und war dort ansässig, bis die Veranstaltung auf das ungeliebte Messegelände München Riem umgesiedelt wurde.

Jenseits des internen Kampfes um den künftigen Schauplatz Münchens als Kunst- und Antiquitätenmetropole überzeugt jedoch die Qualität des Angebots. Auch wenn der gemeinsame Messeteppich in viele Stücke zerschnitten ist. Doch das bringt die Kunstliebhaber auf Trab. Im Postpalast etwa ist in der reichhaltigen Schatzkammer bei der Galerie Neuse (Bremen) ein freistehender Dresdener Hofschreibtisch aus der Regentschaft August des Starken (780 000 Euro) im Angebot und bei Elfriede Langeloh das laut der Händler einzig komplett erhaltene, 18-teilige Tee- und Kaffeeservice mit Auffenwerth-Chinoiserien um 1731 im Reisekoffer. Bei den „Munich Highlights“ sticht Frank C. Möllers von Karl Friedrich Schinkel entworfene Schale aus Carraramarmor von einem Meter Durchmesser hervor, die für das Atelier von Christian Daniel Rauch zwischen 1824 bis 1826 gearbeitet wurde. Dank der zweijährigen Recherche des Kunsthändlers konnte das der Wissenschaft bis dahin unbekannte Objekt dem Architekten des preußischen Klassizismus zugeschrieben werfen. Für fast eine Million Euro ist es von einem amerikanischen Museum reserviert. Claudia Herstatt

54. Kunstmesse München - Fine Art & Antiques, bis 25. 10., www.fineartandantiques-muenchen.com; Munich Highlights, bis 18. 10., www.munichhighlights.com

Claudia Herstatt

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