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Kultur: "KunstKammer" der DT-Kammerspiele als Edition

Was bleibt von einem Theaterbesuch? Die Erinnerung an das Gesehene und das Programmheft.

Was bleibt von einem Theaterbesuch? Die Erinnerung an das Gesehene und das Programmheft. Üblicherweise. Weil aber in den Kammerspielen des Deutschen Theaters neue Zeiten angebrochen sind, gibt es keine Programmhefte mehr. Statt dessen setzt das Team um Stefan Otteni und Martin Bauks auf Kunst und hat sich den "KunstKonsum" als Kooperationspartner auserkoren. Mit der Edition "KunstKammer" werden dem Theaterbesucher jetzt Multiples offeriert: "Dreidimensionale Programmhefte", laut Lutz Fiebig, der die Edition betreut.

Für die erste Premiere entwarf Micha Brendel sein Bild von den Schwärmern Robert Musils. Dafür hat er das Herz eines Tieres aufgespießt. An den Seiten trägt das mumifizierte Organ Flügel aus Tierhaut, als ob es jeden Moment aufsteigen könnte. Aber das geht nicht, ist es doch von einer Plastikhülle umhüllt. Die Multiples - zumeist auf 200 Exemplare limitiert - kosten zwischen 10 und 15 Mark: "Einstiegskunst", wie Fiebig es nennt. Auch die anderen Objekte können sich sehen lassen. Bijan Dawallu hat für das Stück "Zooemmission oder der Zoo Sindelfingen geht an die Börse" eine Aktie im Wert von "fünf Gecko" entworfen. Zur deutschen Erstaufführung von Tassos "Aminta" ließ Robert Jacobsen "Amors" Pfeil per Sandstrahl in Taschenspiegel einschleifen. Und Sluik / Kurpershoek haben zu den "Familiengeschichten. Belgrad" eine eigene Geschichte zu erzählen. In einem Karton liegt die Kopie eines Farbfotos, das eine Schulklasse zeigt. Die beiden Holländer fanden es in einem verlassenen Haus in Krajina. In der Schachtel befindet sich außerdem Sand, der das lädierte Foto bedeckt. Je nachdem, wie man die Schachtel bewegt, kann man den Grad des Verlöschens selbst wählen.

Andreas Hergeth

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